Schweizer Bankchefs zählen zu den bestbezahlten Europas. Das wird ihnen sofort um die Ohren gehauen, wenn sie nur höchst Durchschnittliches leisten.
Präsident Urs Rohner hat in seinem Statement vom gestrigen Dienstag recht gehabt: Der Ruf der Credit Suisse (CS) hat wegen der Affäre rund um ihren ehemaligen Privat-Banking-Chef Iqbal Khan gelitten.
«Keine Bank will öffentlich am Pranger stehen, und schon gar nicht mit einer solchen Geschichte», sagte Rohner zum Schweizer «Tages-Anzeiger». Doch wie sich zeigt, steht wegen der «Geschichte» nicht nur die CS, sondern zumindest aus Sicht der internationalen Medien das ganze Swiss Banking mit am Schandpfahl.
Wie Fussballstars
David Crow etwa, ein viel beachteter Redaktor der britischen Zeitung «Financial Times», sieht im Skandal eine «rechtzeitige» Erinnerung daran, wie viel Schweizer Bankchefs verdienen. Auf dem Kurznachrichten-Dienst «Twitter» publizierte er eine Aufstellung zu den CEO-Löhnen im europäischen Bankwesen (siehe unten).
Timely reminder from Citi that CEO remuneration at Swiss banks dwarfs that of other European rivals pic.twitter.com/ojNOxrfBeq
— David Crow (@bydavidcrow) 1. Oktober 2019
Es zeigt sich das bekannte Bild. UBS-Chef Sergio Ermotti und der in der Khan-Affäre unter Beschuss geratene CS-CEO Tidjane Thiam führen das Feld an. Selbst deutlich kleinere Schweizer Häuser wie Julius Bär und Vontobel finden sich noch unter den europäischen «Top 20».
Die Botschaft jener rechtzeitigen Erinnerung ist klar: Die Schweizer Bankchef sind die bestbezahlten des Kontinents – liefern aber wie in der jüngsten Episode bei der CS zuweilen nur sehr Durchschnittliches. Damit geht es Thiam und Ermotti wie Fussballstars. Wenn der Torsegen ausbleibt, kommt schnell die Frage auf, ob die Spieler die Transfermillionen wert gewesen sind.
Nur Menschen?
Für die Investoren der Grossbanken scheint dies dennoch aufzugehen. David Herro, Vize-Präsident von Harris Associates, der gewichtigste Aktionär der Credit Suisse (CS), stärkte Thiam dieser Tage den Rücken. Unter anderem wies er darauf hin, dass im Banking auch nur Menschen tätig sind.
Dessen ungeachtet nimmt das Swiss Banking für sich in Anspruch, die beste Vermögensverwaltung der Welt zu stellen. Das geht aber nur, wenn das Gebaren der hiesigen Akteure immer über dem Branchenschnitt liegt. Oder wie es ein anderer «Financial Times»-Kommentator auf den CS-CEO gemünzt ausdrückte: «Vermögensverwalter müssen jederzeit hohe professionelle und persönliche Standards vorleben.»