Der Verwaltungsrat wiederum bekommt einen Präsidenten, der das Gremium professionalisieren und die Vorgaben der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) vom vergangenen Juni erfüllen wird.

Das bedeutet: Die neue Führungsrew wird viel Zeit damit verbringen, das entstandene Know-how-Vakuum wieder zu füllen, die bestehende Strategie zu überprüfen, Anpassungen zu beschliessen und zu versuchen, die entstandenen Risse im Raiffeisen-Gefüge wieder zu kitten.

Auch dies hätte verhindert werden können, wenn im vergangenen März konsequentes Krisenmanagement angewendet worden wäre, anstatt nutzloses Taktieren.

Ein peinliche Replik

Drittens haben die Zentrifugalkräfte, welche Genossenschaftsmodell der Raiffeisen wohl auseinanderreissen werden, bereits eingesetzt. Für die Finma ist es ausgemachte Sache, dass Raiffeisen Schweiz eine Aktiengesellschaft werden muss.

finews.ch hat vergangenen Monat in acht Punkten dargelegt, warum die Zeit für Raiffeisen abgelaufen ist. Gisel und Gantenbein antworteten darauf in einer Replik, in welcher sie alle hausgemachten Probleme dem gefallenen Pierin Vincenz angehängt haben.

Dies wirkt nun nachgerade peinlich, verkannten die beiden doch, in welcher Art und Weise sie selber zum Problem von Raiffeisen geworden sind.

Fehlt noch die Zinserhöhung

Es ist absehbar, dass mit einer vollkommen erneuerten Führungscrew auch das Raiffeisen-Modell auf ein neues Fundament gestellt wird, was die erfolgreichste Schweizer Bank in diesem Jahrtausend noch lange bremsen wird.

Insofern ist Gisels Rücktritt nur ein weiteres Zeichen dafür, dass die Zeit der «alten» Raiffeisen abgelaufen ist. Das ist selbst verschuldet, wird die Bank für Jahre zurückwerfen, stellt jedoch keine Gefahr für das Schweizer Finanzsystem dar.

Gefahr droht erst, wenn Raiffeisen plötzlich mit steigenden Zinsen konfrontiert würde. Spätestens dann muss das Krisenmanagement intakt sein, sonst ist die Zeit von Raiffeisen schneller abgelaufen, als man Zuschauen kann.