Die New Yorker Blockchain-Diva spricht mit finews.ch erstmals über den Kauf des Zürcher Startups Elevence. Dabei erklärt Blythe Masters, warum sie mit ihrer Firma Digital Asset gerade in der Schweiz fündig wurde.


Bevor Digital Asset die Zürcher Elevence kaufte, agierte die Jungfirma auch in der Schweiz komplett unter dem Radar. Wie kamen Sie von New York aus auf das Startup?

Martin Korbmacher, ehemals ein ranghoher Investmentbanker bei der Credit Suisse, hat uns als Berater von Elevence erstmals auf das Unternehmen aufmerksam gemacht.

Mit der Übernahme der Schweizer Elevence verfolgt Digital Asset das klare Ziel, den europäischen Markt besser zu bearbeiten. Sind sie sozusagen über die Schweiz in Europa angekommen?

Moment, wir sind ja schon einige Zeit in der Region präsent. So hat Digital Asset bereits im April 2015 die Firma Bits of Proof in Budapest übernommen. Zudem verfügen wir über Büros in London. Aber es trifft zu, dass wir eine starke Präsenz in Europa benötigen, um unsere europäischen Kunden und Investoren zu bedienen.

«Wir halten nach Technologien und Talenten Ausschau»

Funktioniert denn die Schweiz als europäischer Blockchain-Hub?

Zahlreiche europäische Staaten – darunter die Schweiz – haben das Potenzial der Blockchain Technologie erkannt. Dieser Trend wird noch zunehmen. Für die Schweiz sprechen dabei die guten Ausbildungsmöglichkeiten im Technologie-Bereich.

Dann könnte Digital Asset bald weitere Schweizer Startups übernehmen?

Digital Asset wächst sehr schnell, sowohl organisch wie auch durch Zukäufe. Seit der Gründung haben wir nicht weniger als vier Startups aus dem Blockchain-Bereich übernommen. Wir werden auch weiterhin nach Technologien und Talenten Ausschau halten.

A propos: Wann sind die Technologien, an denen Digital Asset auch in der Schweiz arbeitet, bereit zum Einsatz – und wer würde sie kaufen?

Digital Asset verfügt bereits über funktionierende Prototypen, die wir nun mit unseren Kunden zahlreichen Tests unterziehen. Im Laufe des nächsten Jahres sollten wird diese in ausgesuchten Märkten lancieren können.

«Einzelnen Unternehmen wäre das gar nicht möglich»

Ein Beispiel?

Derzeit konzentrieren wir uns vor allem auf Applikationen für den Handel und die Abwicklung von Wertschriftentransaktionen, die sich an die Kunden von Finanzmarkt-Infrastruktur richten. Zudem gewinnen die Bemühungen, Standards für die Blockchain-Technologien zu etablieren, grosse Unterstützung in der Open-Source-Szene.

Auch etablierte Kräfte wie die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse betreiben Blockchain-Projekte. Sind das Konkurrenten, die Digital Asset ausstechen muss?

Ob Grossfirmen, Startups, Einzelpersonen oder Konsortien – die Arbeit an der Blockchain kennt alle möglichen Formen. Digital Asset ist etwa Teil des Linux Foundation’s Hyperledger Project, bei dem auch das Konsortium R3 mitmacht. Hinter diesem stehen wiederum Grossbanken. Wir sind der Meinung, dass diese Zusammenarbeit die Standardisierung der Blockchain-Technologie in einem Mass vorantreiben kann, wie es einzelnen Unternehmen gar nicht möglich wäre.


Blythe Masters (47) reitet derzeit auf einer Erfolgswelle sondergleichen. Die Ex-Investmentbankerin, die einst als Miterfinderin von Kreditabsicherungs-Derivaten (CDS) Berühmtheit erlangte, steht als «Blockchain-Diva» im Rampenlicht. Mit dem von ihr als CEO geführten Startup Digital Asset widmet sie sich ganz der als bahnbrechend geltenden Technologie – und kann auf eine schnell wachsende Gefolgschaft zählen. So holte sie bereits die Australische Börse ASX als Aufraggeberin und Investorin ins Boot; ebenfalls gewann die smarte Amerikanerin die Beratungsfirmen Accenture, PwC und den IT-Spezialisten Broadridge als Partner. Und von Grossbanken wie Goldman Sachs erhielt Digital Asset kürzlich eine Kapitalspritze von 60 Millionen Dollar.

Ihren jüngsten Coup landete Masters allerdings in der Schweiz. Hier übernahm Digital Asset letzten April das Zürcher Startup Elevence, das ebenfalls an der Blockchain-Technologie forscht. Wie auch finews.ch berichtete, will Masters damit Europa stärker bearbeiten.