Die hohen Krankenkassenprämien machen den Versicherten zu schaffen. Das lässt einer Studie zufolge die Wechselbereitschaft deutlich steigen. Auch die Einheitskasse hat klar an Zustimmung gewonnen.
Am vergangenen Sonntag waren die beiden Initiativen zum Thema Krankenversicherungen und Prämien an der Urne gescheitert. Sowohl die Prämienverbilligungsinitiative der SP als auch die Kostenbremse-Initiative der Mitte fielen bei Volk und Ständen klar durch. Das bedeutet aber nicht, dass die Versicherten die hohen und weiter steigenden Prämien klaglos hinnehmen.
Laut einer Studie der Unternehmensberatungsgesellschaft Deloitte ist die Bereitschaft der Versicherten deutlich gestiegen, die Krankenkasse zu wechseln.
So haben fast 30 Prozent der Befragen angegeben, dass sie per Anfang Jahr ihre Grundversicherung gewechselt oder angepasst haben. Der Anteil der «Wechsler» beträgt 12 Prozent und am höchsten war die Quote in der Westschweiz. Etwa jeder vierte «Wechsler» hat zusammen mit der Grund- auch die Zusatzversicherung gewechselt.
«Im historischen Vergleich ist die Wechselquote hoch, was auf die starke Prämienerhöhung zurückzuführen ist», schreiben die Autoren der Studie.
Wechsel nur bei spürbarer Einsparung
Die Überprüfung der Prämien und ein Krankenkassenvergleich steht für 44 Prozent der Befragten auch in diesem Jahr auf dem Programm. Trotz eines grossen Interesses an einem Vergleich ist aber ein Grossteil nur dann wechselbereit, wenn sie eine spürbare Einsparung erreichen können. Bei einem Sparpotenzial von mehr als 30 Franken pro Monat sind nur rund 17 Prozent bereit einen Wechsel zu vollziehen.
Als ein Indikator, dass die Versicherten stärker preissensitiv geworden sind, wird auch die steigende Zahl der der «Splitting-Quote» gesehen. Der Anteil der Kundinnen und Kunden, die Grund- und Zusatzversicherungen bei unterschiedlichen Anbietern haben, beträgt aktuell 24 Prozent, verglichen mit 19 Prozent im Jahr 2021.
Diese erhöhte Wechselbereitschaft verstärkt den Druck auf den Krankenversicherungen. Sie müssen ihre Geschäftsmodelle weiterentwickeln, die Effizienz steigern und das Angebot an neue Vorschriften anpassen, so Deloitte weiter.
Hoffnung auf tiefere Prämien durch Einheitskasse
Die Einheitskasse hat in den letzten 30 Jahren stetig an Zustimmung gewonnen, heisst es weiter. Rund 65 Prozent der Befragten sprechen sich für die Abschaffung der Krankenkassen zugunsten einer Einheitskasse aus. Bei der letzten effektiven Abstimmung zu dem Thema 2014 betrug die Zustimmung 39 Prozent. Besonders hoch war die Zustimmung zu einer staatlichen Einheitskasse in der Romandie und im Tessin sowie unter den 30- bis 44-Jährigen.
Als Hauptgrund für die Einführung einer Einheitskasse werden von 82 Prozent der Befürworter günstigere Prämien genannt. Vermeidung von Werbung und weniger Aufwand werden in geringerem Masse als Argument angeführt. Eine bessere medizinische Versorgung erwarten nur 22 Prozent.
Patientinnen und Patienten sehen Schuld auch bei sich
Für die steigenden Gesundheitskosten machten 63 Prozent der Befragten die Pharmaindustrie aus, gefolgt von den Patientinnen und Patienten selbst (59 Prozent). Weitere Gründe werden in der demografischen Entwicklung mit einem höheren Anteil älterer Menschen (46) und teureren Behandlungen (43) gesehen.
Weitere Ergebnisse der Umfrage sind etwa eine höhere Erwartung der Versicherten beim Thema Digitalisierung. 43 Prozent verlangten attraktive und zeitgemässe digitale Angebote. Die Akzeptanz bei der Nutzung des elektronischen Patientendossier ist höher. Zwei Drittel sind bereit es zu nutzen. Bei einer Umfrage im Jahr 2022 lag der Anteil nur bei 35 Prozent.
An der repräsentative Online-Umfrage von Deloitte nahmen den Angaben zufolge im März 1’246 erwachsene Personen teil.