Die Volatilität an den Märkten dürfte sich im nächsten Jahr deutlich nach oben entwickeln. Bei Aktien werde dies ganz besonders der Fall sein, ist Axa-Anlagestrategin Christina Böck überzeugt.  

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Vor der Marktkorrektur im vergangenen Oktober teilten viele Marktteilnehmer den Eindruck, dass die Volatilität an der Börse zu niedrig sei. Die negativen Befürchtungen zur globalen Wirtschaftsentwicklung liessen dann aber die Schwankungen wieder auf ein Niveau wie im Jahr 2012 ansteigen.

Allerdings verwundert es nach wie vor, dass sich die Volatilität in den verschiedenen Anlageklassen momentan sehr ähnlich verhält, zumal dies sonst eher eine Eigenheit in Krisenzeiten ist. Doch in seiner solchen Situation befinden wir uns derzeit ja nicht.

Drei gemeinsame Faktoren

Geht man dieser Frage mit quantitativer Analyse auf den Grund, so findet man drei gemeinsame Faktoren für die Volatilität in den einzelnen Anlageklassen:

  • 1. die aktuelle Position im Wirtschaftszyklus
  • 2. die Risikoscheu der Investoren
  • 3. die unkonventionelle Geldpolitik der verschiedenen Zentralbanken

Die Volatilität hat natürlich immer einen sehr zyklischen Charakter. Denn sie ist ausgesprochen hoch in Perioden eines wirtschaftlichen Abschwungs – wenn also die Unsicherheit zunimmt, Vorhersagen schwieriger werden und die Anlagepreise öfters angepasst werden müssen.

Brutale Stimmungsschwankungen

Eine grössere Risikoscheu der Anleger führt zu häufigen und teilweise brutalen Stimmungsschwankungen und zieht so ein stärkeres Herdenverhalten mit höheren Korrelationen in den Anlagen nach sich. In solchen Phasen achten die Anleger weniger auf Fundamentaldaten als auf die Risikoprämien in den Kursen.

Eine besonders wichtige Rolle beim Rückgang der Marktschwankungen spielen die Zentralbanken: So hat die «Forward Guidance» der US-Notenbank die Unsicherheit zur weiteren Entwicklungen der kurzfristigen Zinsen – und damit ihrer Volatilität – stark reduziert.

Geldpolitik extrem synchronisiert

Ausserdem haben die wichtigsten Zentralbanken nach der Finanzkrise ihre Geldmarktpolitik extrem synchronisiert, was die Devisenkurse viel stabiler werden liess. Drittens hat der grosse Appetit von Langfrist-Investoren (inklusive der Zentralbanken durch ihre Wertpapier-Kaufprogramme!) zu rekordniedrigen Zinsen geführt, so dass die Anleger Rendite eher in Aktien suchen. Auch das hat die Volatilität stark sinken lassen.

Und was nun? Mit Blick auf die Geldmarktpolitik machen die Mitglieder der US-Notenbank schon heute viel unterschiedlichere Vorhersagen für die zukünftigen Zinsen als noch vor ein paar Monaten. Diese Unterschiede werden weiter zunehmen.

Ende der Interventionen

Das aktuelle Gleichlaufen der Zentralbanken wird ebenso in den nächsten drei Jahren enden, wenn die Bank von England und die US-Notenbank mit Zinserhöhungen voranschreiten, während die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank von Japan noch lange auf den aktuellen Niveaus verharren werden.

Was den Kauf von Staatsanleihen durch langfristige Investoren betrifft, so wird das Ende der Interventionen durch die US-Notenbank diese Käufe stark reduzieren.

Zwei Schlussfolgerungen

Während sich die Zinspolitik in den USA allmählich normalisiert, wird sich die Volatilität bis Ende des Jahres 2015 nach oben entwickeln. Dies wird für Aktien viel stärker der Fall sein, bei denen sich die Volatilität wohl fast verdoppeln dürfte, während sie für Anleihen im Mittel nur von 5 Prozent auf 7 Prozent steigen wird – und bei den Währungskursen nur minimal ansteigen sollte.


Christina Bock 180Christina Böck studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, bevor sie einen Master in Management an der H.E.C. in Paris erlangte. Ab 1994 war sie bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers stiess sie 2001. Seit 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.