Die Welle der Spendenaufrufe erreicht in der Adventszeit jeweils einen Höhepunkt. Hilfswerke brauchen Geld, um ihren Zweck zu verfolgen. Ein Jahrbuch blickt hinter die Finanzierung und das Anlageverhalten dieser speziellen Investorengruppe.

In der Adventszeit stapeln sich die Briefe von Hilfswerken in den Briefkästen. Nichtgewinnorientierte Organisationen (Nonprofit-Organisationen, NPO) buhlen vor Weihnachten besonders intensiv um Spenden, in der nicht ganz unbegründeten Annahme, dass dann das Portemonnaie auch für karitative Anliegen lockerer als sonst sitzt.

Sie alle legen mit Worten und Bilder eindringlich dar, weshalb ihre Tätigkeit gerade jetzt besonders wichtig ist, und werben entsprechend um finanzielle Unterstützung, welche die Erfüllung des guten Zwecks erst möglich macht.

Die Zahlen hinter dem guten Zweck

Ob man als Spender eine Diversifikationsstrategie verfolgt, also möglichst viele Hilfswerke mit eher bescheidenen Beträgen beglückt, oder sich auf wenige Adressen konzentriert und diesen dafür grössere Summen überweist – es kann aufschlussreich sein, nicht nur anzuschauen, was Hilfswerke tun, sondern auch mit welchen Mitteln sie es tun.

All jenen, die sich für die monetären Kennzahlen der Hilfswerke interessieren, haben das Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel und die v.a. für die Beratung von Pensionskassen bekannte PPCmetrics ein kleines Vorweihnachtsgeschenk gemacht. In ihrer neuen Ausgabe des «Jahrbuchs der Hilfswerke» haben sie die Jahresrechnungen von 547 Organisationen (die meisten davon Zewo-zertifiziert) ausgewertet.

Ein Drittel des Finanzvermögens in Wertschriften investiert

Insgesamt ist das Spendenaufkommen seit der Coronakrise leicht rückläufig. Spitzenreiter ist mit 350 Millionen Franken oder rund einem Viertel des ganzen Kuchens das Tätigkeitsgebiet «humanitäres Ausland».

339 Hilfswerke halten in ihrem Finanzvermögen Wertschriften, im Durchschnitt beträgt die Quote 33 Prozent. Der Löwenanteil entfällt mit der Hälfte auf liquide Mittel, der Rest sind Immobilien.

Weniger Risiken und weniger Ertrag als Pensionskassen

80 NPO liefern Informationen zur Zusammensetzung des Wertschriftenportfolios. Es dominieren die Aktien (40 Prozent) vor den Obligationen (30 Prozent), den übrigen Anlagen (alternative Anlagen, gemischte Fonds usw., zusammen 22 Prozent) und den Immobilienfonds (4 Prozent).

Im Jahrbuch wird auch ein Vergleich der Renditen von NPO mit denen von Pensionskassen angestellt. Im Zeitraum 2015 bis 2023 erzielten die Schweizer Pensionskassen mit rund 31 Prozent eine höhere kumulierte Rendite als eine durchschnittliche NPO mit 17 Prozent.

Vermögensverwaltungskosten: Wer mehr hat, zahlt weniger

Dies liege daran, dass Pensionskassen mehr Risiken (mehr Aktien und mehr alternative Anlagen) eingegangen seien, weil sie über einen längeren Anlagehorizont und eine höhere Risikofähigkeit als Hilfwerke verfügten.

Zudem werden die Vermögensverwaltungskosten unter die Lupe genommen – was daran erinnert, dass die Verwaltung der Mittel von Hilfswerken, Stiftungen und anderen NPO auch ein Markt ist. Wenig überraschend zeigt sich, dass diese Kosten mit zunehmender Vermögensgrösse (anteilsmässig) abnehmen. Bei einem Vermögen von 5 Millionen Franken fallen 51 Basispunkte Kosten an, bei 100 Millionen Franken sind es noch 22 Basispunkte.