Die Europäische Zentralbank hat die Zinsen erneut kräftig angehoben. Auch an der letzten Sitzung des Jahres im Dezember dürfte es nochmals nach oben gehen. Das hat Konsequenzen für die Schweiz.
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) um Präsidentin Christine Lagarde hat erneut einen grossen Zinsschritt beschlossen. Der Leitzins im Euroraum steigt um 75 Basispunkte auf 2,00 Prozent, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heisst. Der an den Finanzmärkten massgebliche Einlagensatz wurde im selben Umfang auf 1,50 Prozent erhöht.
Damit haben sich die «Falken» im Gremium der Euro-Notenbanker durchgesetzt. Dazu zählen etwa die Nationalbankchefs von Deutschland, Österreich oder den Niederlanden.
Entscheid von «Sitzung zu Sitzung»
Mit dem Schritt will sich die EZB gegen die hohe Inflation im Euro-Raum stemmen. Im September hatte der Preisauftrieb 9,9 Prozent zum Vorjahr erreicht, ein Rekordwert seit Gründung der Währungsunion. Bereits im September hatte die EZB die Zinsen um 75 Basispunkte angehoben.
Zugleich signalisiert die Notenbank ihre Bereitschaft zu weiteren Zinserhöhungen. Der EZB-Rat «geht davon aus, dass er die Zinsen weiter anheben wird», hiess es. Die Entscheidung falle von «Sitzung zu Sitzung».
Offenes Schleusentor
Die nächste EZB-Entscheidung steht am 15. Dezember auf der Agenda. An diesem Tag wird auch die Schweizerische Notenbank (SNB) über ihre Zinspolitik informieren. Zum Vergleich: Hierzulande liegt der Leitzins nach einer Anhebung im September um ebenfalls 75 Basispunkte aktuell bei 0,5 Prozent und die Inflation betrug zuletzt 3,3 Prozent.
Angesichts der Preisentwicklung um die Schweiz herum wird jedoch auch der SNB im Dezember 2022 kaum eine andere Wahl bleiben als die Zinsen erneut um mindestens 50, wenn nicht gar um 75 Basispunkte anzuheben. Der Zinsabstand zur Eurozone darf nicht zu gross werden. Ansonsten könnte aus der Inflationsbarriere Franken bei einer Abwertung ein offenes Schleusentor werden.