Mit dem eigenen Broker-Unternehmen will die Credit Suisse den Markt in Festland-China erobern. Doch nun ist dort fast das ganze Management weg – was zu weiteren Komplikationen führt.
Das Potenzial für Vermögensverwalter in China ist riesig. Das sieht auch die Credit Suisse (CS) so, die im Jahr 2020 die Mehrheit am Broker-Joint-Venture Credit Suisse Securities China (CSS) erlangt hat und mit diesem von der Metropole Shenzhen aus in den Massenmarkt vorstossen will. Eine eigene Banklizenz in China ist für das Jahr 2024 vorgesehen.
CEO hatte schon den Hut genommen
Doch die Eintrittshürden in den vermeintlichen Boom-Markt erweisen sich nun für die Schweizer Grossbank als mindestens so hoch. Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) aus anonymer Quelle berichtete, hat die Broker-Tochter innert weniger Monate fast die Hälfte des Kaders eingebüsst. Das Haus verlassen haben etwa die Finanzchefin sowie die jeweiligen Leiter für Compliance und Informatik.
Bereits im vergangenen April musste die CS den Chefposten mit Daniel Qiu interimistisch neu besetzen. Als neuer CEO ist nun offenbar Wang Jing vorgesehen.
Gründe für die Abgänge werden im Bericht nicht genannt. Während das krisengeschüttelte Institut anderswo aus operativen Ursachen erfahrenes Personal verliert, könnte in China auch der langwierige Bewilligungsprozess mit beigetragen haben. Auch andere Auslandsbanken bekunden dort Mühe mit ihren Festland-Ambitionen.
Allerletzte Hürde
Die Kündigungen im Kader der Broker-Tochter kommen für die Schweizer nun aber offenbar im ungünstigsten Moment. Denn der örtliche Regulator China Securities Regulatory Commission soll der Bank laut dem Bericht mitgeteilt haben, dass die abschliessende Inspektion der Tochtergesellschaft erst stattfinden kann, wenn die Management-Posten wieder besetzt sind.
Die Inspektion ist die letzte Voraussetzung, welche die CS-Tochter für die Expansion über Shenzhen hinaus noch erfüllen muss. Doch nun geht sie damit augenscheinlich in die Warteschlaufe.