Die Schweizer Grossbank Credit Suisse will den Digitalbanken wie Revolut oder N26 das Wasser abgraben. Aus diesen Gründen kann sie Erfolg haben.
Banking ohne Gebühren, ohne Papierkram, ohne Anzug und Krawatte und ohne Doktortitel. Das verspricht die Werbung für die neue digitale Lösung der Credit Suisse (CS) namens CSX, welche die Grossbank am Donnerstag in ihrer neuen – bargeldlosen Filiale – in Zürich vorgestellt hat.
Die Bank richtet sich damit an ein jüngeres Publikum, was der hippe Werbespot aufzeigt, der mit der gleichen Musik wie die Werbungen des Kleiderlabels Lacoste und der Pralinenmarke Mon Chéri unterlegt ist.
CS verspricht Gefühle
Die Gefühlsebene soll angesprochen werden, wie die Schweizer Digitalchefin der CS, Anke Bridge Haux, erklärt: «Wir haben die Ambition, die Expertise, die Erfahrung und die Breite des Angebots einer etablierten Schweizer Universalbank mit der Leichtigkeit, der intuitiven Benutzung und der Begeisterungsfähigkeit einer digitalen Bank zusammen zu bringen.»
Damit bläst die Credit Suisse zum Befreiungsschlag gegen die Belagerung des traditionellen Bankgeschäfts durch digitale Challenger-Banken. Wie finews.ch unlängst berichtete, heben sich Neobanken jetzt, wo auch klassische Banken ihre Auslandsgebühren und Wechselkurszuschläge massiv gesenkt haben, eigentlich nur noch anwenderfreundliche Oberflächen und superschnelles Onboarding aus, vermitteln aber gleichzeitig der Kundschaft trendiges oder rebellisches Lebensgefühl.
Drei Varianten
Die CS will hier nachziehen und bringt per 26. Oktober eine Mobile-Banking-Applikation (siehe Video unten) auf den Markt, die schrittweise Zugriff auf das gesamte Angebot der Grossbank bieten soll.
Das Angebot startet mit drei Varianten, von denen eine 3.95 Franken im Monat kostet, eine kostenlos ist (und sich abgesehen vom klassischen 2-Franken-Zuschlag beim Bargeldbezug nicht von ersterer unterscheidet). Hinzu kommr eine dritte, die speziell für Kinder und Jugendliche gedacht ist, und noch mehr Freiheiten bietet.
Keine Medienbrüche
Ob die Lösung im Oktober überzeugt, wird sich zeigen. Doch die Grossbank verspricht Grosses. Alle drei Kommunikationswege zwischen dem Kunden und der Bank sollen mit CSX vereint werden, also der Online-Weg, der Weg via Kundendienst und sogar das Kundengespräch in der Filiale, in das die Applikation über Bildschirm-Sharing eingebaut wird.
Laut Bridge Haux hat die Grossbank in die Entwicklung von CSX 1'200 Kundinnen und Kunden aus der Schweiz miteinbezogen. Die haben der Grossbank wohl mitgeteilt, was sie von endlosen Formularstapeln, mühsamem Onboarding, teuren Gebühren und mittelklassigem Mobile-Banking halten. Und wie es scheint, hat die CS zugehört.
Lohnt sich das?
Auch noch nicht sicher ist, ob die Grossbank mit CSX Geld verdienen wird; insbesondere, wenn selbst die Grössen der Branche, Revolut und N26, noch Monat für Monat Geld verbrennen.
André Helfenstein, der Schweiz-Chef der CS, sagte dazu, man hoffe, dass sich das Angebot selber trage. Ausserdem liess er durchblicken, dass ein direkter Profit mit CSX nicht unbedingt angestrebt ist: «Unser Ziel ist auch, rund um dieses Angebot mit dem Kunden zu wachsen, und das eröffnet neue Möglichkeiten.» Sprich, der Kunde, der wegen dem hippen Neobanken-Feeling an Bord gekommen ist, braucht vielleicht in zehn Jahren eine Hypothek.
Das klingt ganz nach der Taktik von Zak, der mobilen Banking-Applikation der Bank Cler. Wie finews.ch vergangenen November berichtet hat, will auch Zak nicht in erster Linie Gewinne machen. Stattdessen soll die App als Verkaufskanal für weitere Produkte von Cler dienen. Dieselbe Taktik lässt sich auch bei den ganz grossen Disruptoren wie Amazon, Facebook oder Uber ausmachen: Die stellen Wachstum über kurzfristige Gewinne.