Während der Finanzkrise ging es bei der UBS nicht um moralische Verfehlungen einzelner Manager. Vielmehr war die Bank in eine existenzbedrohliche Lage geraten, einerseits durch illegale Praktiken in den USA, andererseits wegen verbrieften Hypotheken, welche nicht mehr handelbar und damit praktisch wertlos waren.
So schlecht ging es der Raiffeisen nie. Die verwalteten Vermögen und Hypotheken sind sicher, von einer staatlichen Rettung des ebenfalls systemrelevanten Instituts ist nie die Rede gewesen.
Die Aufmerksamkeit der Staatsanwälte richtete sich gegen den ehemaligen CEO Vincenz und seine mutmasslichen Komplizen, nicht gegen die Bank selbst. Auch 2018 haben die Genossenschaftsbanker den Hypothekenbestand – das Kerngeschäft der Gruppe – weiter erhöht. Wie eine Statistik der Schweizerischen Nationalbank zeigt, stieg das Volumen der Ausleihungen jeden Monat weiter an, auf knapp 180 Milliarden Franken.
Dünn gesäte Konkurrenz
Der zweite Grund für die Treue der Raiffeisenkunden dürfte der Mangel an Alternativen für viele von ihnen sein. Laut eigener Aussage gehört jede dritte Bankfiliale in der Schweiz zu Raiffeisen, 896 sind es insgesamt. Niemand ist im Swiss Banking mehr «bi de Lüt».
Das Filialnetz kostet, zahlt sich aber in der hausgemachten Krise von Raiffeisen vermutlich doppelt aus. Zum Einen, weil es vielen Kunden in ihrer Umgebung schlicht an einer anderen Bank mangelt. Anderseits, weil die Kunden zwischen «ihrer» Raiffeisenfiliale und «denen» in der St. Galler Zentrale von Raiffeisen Schweiz sehr wohl zu unterscheiden wissen.
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