Unter den unabhängigen Schweizer Vermögensverwaltern ist die Zuger Firma ein Riese. Den Löwenanteil des Geschäfts machte sie jedoch im Ausland. Das ändert sich jetzt, weiss finews.ch.
Die Aquila-Plattform, an die zahlreiche Vermögensverwaltungs-KMU angehängt sind, verwaltete Ende letzten Jahres gut 12 Milliarden Franken. Die bekannte Anleihenspezialistin Fisch Asset Management überschritt 2017 erstmals die 10-Milliarden-Franken-Grenze, nach 23 Jahren im Geschäft. Und die auch international tätige Schwyzer Reuss Private Group brachte es zuletzt auf 29 Milliarden Franken.
Jene prominenten Adressen müssen aber alle hinter Corestone zurückstehen, die derzeit nicht weniger als 36 Milliarden Franken für Kunden anlegt.
Corestone who? Ausser bei seinen Kunden und Lieferanten ist das Unternehmen mit Sitz in Zug trotz seiner Grösse kaum bekannt. Was daran liegen mag, dass die Firma noch bis vor kurzem dem niederländischen Fondshaus Robeco gehörte und vorab eine ganz spezifische Kundschaft bediente – nämlich niederländische Pensionskassen. Auf diese Klientel entfallen 95 Prozent des Institutionellen-Geschäfts von Corestone.
Nicht mehr im Auto von Robeco
Das soll sich nun ändern, verspricht Corestone-Chef Martin Mlynár gegenüber finews.ch. «Wir haben vor, den Schweizer Anteil verstärkt auszubauen und haben dazu bereits Experten eingestellt.»
Tatsächlich ist bei Corestone einiges in Gange. Die Führung um CEO Mlynár hat die Firma nämlich von Robeco losgekauft. Die Transaktion ist inzwischen in trockenen Tüchern, und die auf Fonds-Research und Portfoliokonstruktion spezialisierte Unternehmung kann sich nun mit Fug und Recht zu den unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz zählen.
«Bisher funktionierten wir wie die Gangschaltung im Auto von Robeco», sagt der CEO zur Trennung. «Mit dem Management-Buyout haben wir uns unabhängig von unserem Mutterhaus gemacht, obwohl wir weiterhin engen Kontakt halten.»
Hände frei für neue Märkte
Anderseits hat das Corestone-Team nun die Hände frei, sich verstärkt um andere Märkte zu kümmern. In der Schweiz und Skandinavien will der Vermögensverwalter vermittels Personalausbau wachsen. In Italien und Deutschland sind eher Partnerschaften mit Anbietern vor Ort angestrebt.
Im Unterschied zum «reifen» Pensionskassenmarkt in den Niederlanden, wo die Anzahl Vorsorgewerke in den letzten zehn Jahren von über 900 auf unter 300 Kassen geschrumpft ist, sei die Schweizer Vorsorge-Landschaft noch stark fragmentiert, urteilt Mlynár. «Wir denken aber, dass sich das mit der politischen Diskussion über die Vorsorge noch deutlich verändern wird», erklärt er. Corestone glaubt daher, dass es künftig auch für Pensionskassen mehr Sinn macht, spezialisierte Dienstleistungen einzeln einzukaufen – die Zuger Firma positioniert sich hierzulande etwa mit ausgelagerten CIO-Diensten.
Corestone würde damit noch schweizerischer, obschon Mlynár schon seit Anfang der Nullerjahre im Land ist. 2004 hatten er und ein Partner sich für die Gründung eines Unternehmens in der Schweiz entschieden; damals bauten sie in Zug den Vermögensverwalter Altis auf, der nun der niederländischen Bank ING gehört. 2007 gründete die Truppe Corestone, abermals in Zug.
Gross in der Schweiz
Der Entscheid für die Schweiz hatte mehrere Gründe, blickt der Finanzprofi zurück. So die zahlreichen Banken, die im Wholesale-Geschäft wichtig sind. Zudem sei die Schweiz ein Tor zu Südeuropa. Und schliesslich sei der Markt so fragmentiert, dass Corestone von den verwalteten Vermögen her für die diversen Lieferanten ein gewichtiger Kunde sei. «In den Niederlanden, wo wenige und riesige Anbieter den Markt beherrschen, ist das viel weniger der Fall», sagt der Corestone-Mitgründer.
Mittlerweile steht ein Wegzug der überaus internationalen Belegschaft des heimlichen Vermögensverwaltungs-Riesen sowieso nicht mehr zur Debatte. «Der grösste Teil des Teams lebt in der Schweiz, wir sind mit unseren Familien hier sesshaft geworden.»