Der Steuerstreit mit Frankreich spitzt sich für die Schweizer Grossbank zu. Doch die UBS gibt sich aufmüpfig – weshalb, das zeigt nun ein Prozess in Paris gegen eine Ex-Angestellte.
Heute Donnerstagnachmittag tritt die «Frau, die wirklich zu viel wusste» ihrem alten Arbeitgeber gegenüber: Vor einem Pariser Gerichte muss sich Stéphanie Gibaud gegen eine Klage der UBS France verantworten.
Die Frankreich-Filiale der grössten Schweizer Bank wirft der Ex-Managerin Verleumdung vor. Gibaud, die von 1999 bis 2012 für die UBS in Frankreich arbeitete und dort für Kommunikation und Marketing zuständig war, hatte 2014 ein Buch über die mutmasslichen Steuerbetrugs-Praktiken der Bank veröffentlicht. Und damit wesentlich dazu beigetragen, dass die Ermittlungen der französischen Behörden gegen die UBS-Tochter in Frankreich an Fahrt gewannen.
Position «stark verteidigen»
Der Steuerstreit mit dem Nachbarland dürfte sich in den kommenden Monaten für die UBS zuspitzen. Kürzlich blitzte die Grossbank beim Strassburger Gerichtshof für Menschenrechte ab; das Institut hatte dort eine aus ihrer Sicht «willkürlich» verhängte Kaution von 1,3 Milliarden Franken angefochten.
Über der Bank schwebt zudem eine Busse, die laut Medienspekulationen bis zu 6 Milliarden Franken betragen könnte. Doch von alldem lässt sich die UBS nicht einschüchtern. Sie werde ihre Position «stark verteidigen», kommentierte das Geldhaus gegenüber finews.ch.
Das bekommt nun auch die Whistleblowerin Gibaud zu spüren. Die Bank wehre sich vehement gegen deren «Anschuldigungen, die jeglicher Grundlage entbehren», sagte die UBS zur französischen Agentur «AFP». Dies, um die Anspruchsgruppen und den guten Ruf der Bank zu schützen.
Bissiger Sergio Ermotti
Das alles zeigt: Im Steuerstreit mit Frankreich geht es der UBS um die Ehre.
Das bekräftigte auch CEO Sergio Ermotti an der Bilanzmedien-Konferenz vor einigen Tagen. Auf wiederholte Fragen französischer Journalisten konterte er zunehmend bissig: Geld spiele zwar in dem Fall eine wichtige Rolle. Vor allem gehe es aber um die Reputation.
«Wir können nur eine Einigung erzielen, wenn wir zum Schluss gelangen, dass sich diese Übereinkunft auf Fakten stützt. Nur so können wir unseren guten Ruf schützen», sagte Ermotti an der Konferenz klipp und klar.
Brandneues Gesetz
Damit spielte der UBS-Chef auf ein brandneues Gesetz an, mit dem die französischen Behörden der Schweizer Grossbank den Weg zu einem Deal ebnen möchten. Die Richtlinie lässt Vergleichsverhandlungen ohne Schuldeingeständnis nach dem US-Vorbild des Deferred Prosecution Agreement (DPA) zu – also eine Art juristischer Ablasshandel.
Doch darauf will Ermotti (vorerst?) nicht eintreten, und sagte das klipp und klar. Das neue Regelwerk könne zwar die Beilegung des Falls erleichtern. Aber bezüglich der akkuraten Faktenlage gebe es «noch einiges zu tun», mahnte der CEO. Das kann als klarer Wink an die französischen Staatsanwälte verstanden werden.
Schuldgeständnis in den USA
In der Folge scheinen für die UBS die Zeichen im Steuerstreit mit Frankreich weiter auf Konfrontation zu stehen. Dabei reizt der Vergleich mit anderen Ländern. Gegenüber den USA hatte die Grossbank im Jahr 2009 Steuervergehen zugegeben und war mit einer Zahlung von 780 Millionen Dollar und dem Aufschub des Strafverfahrens davongekommen.
In den internationalen Affären rund um die Manipulation von Devisenkursen und Zinssätzen beteiligte sich die Grossbank gar als Kronzeugin an der Aufdeckung der Delikte – und konnte so Strafklagen entgehen.