Der neue starke Mann an der Spitze stellt den Zürcher Real Estate Investment Manager neu auf. Dabei sieht er die grössten Chancen für Helvetica ganz bewusst nicht in den Zentrumslagen.
Mit der deutschen Sprache hapert es bei Marc Giraudon noch ein wenig. «Verstehen geht, doch mit dem Sprechen bin ich noch am Üben», sagt er. Mit Englisch und Französisch kann man sich auch hierzulande durchschlagen, insbesondere auf dem Finanzplatz Zürich. Und zudem hat er noch ein 40-köpfiges Team hinter sich, auf das er zurückgreifen kann.
Der Team-Gedanke spielt beim neuen CEO des Real Estate Investment Managers Helvetica überhaupt eine grosse Rolle. «Wir wollen nicht nur reagieren, sondern jene sein, die voranschreiten. Dies gelingt uns nur, wenn wir eng zusammenarbeiten und unser Potenzial ausnützen», sagt er. Aus diesem Grund hat er auch die internen Liegenschaftsverwalter an den Hauptsitz an der Brandschenkestrasse in Zürich geholt. «Wer, wenn nicht sie, kennt unsere Immobilien am besten und weiss, wo der Schuh drückt? Wenn wir ihnen gut zuhören, bringen sie uns als Firma weiter», sagt er.
Wechsel an der Spitze kam früher als geplant
Giraudon führt seit April dieses Jahres Helvetica Property Investors. Davor war der britisch-französische Staatsbürger seit Ende 2022 als strategischer Berater für das Unternehmen tätig.
Der Fahrplan sah vor, dass Giraudon Helvetica sechs Monate lang zusammen mit Firmengründer Hans R. Holdener leiten und die Stabsübergabe im Sommer stattfinden würde. Der Plan war schon bald Makulatur. «Wir stellten schon nach kurzer Zeit fest, dass der Wechsel früher erfolgen kann», sagt Giraudon.
Ein Real Estate Manager durch und durch
Dies hängt mitunter mit dem Werdegang des neuen CEO zusammen. Giraudon verfügt über drei Jahrzehnte Berufserfahrung im Bereich der Immobilienanlagen: Er arbeitete zehn Jahre bei Hines, einer in den USA ansässigen, globalen Immobilieninvestment- und Fondsmanagement-Firma, wo er in seiner Rolle für den Aufbau und die Überwachung der europäischen Tochtergesellschaften des Unternehmens verantwortlich zeichnete.
Danach gründete er Langham Hall, ein internationales Fondsverwaltungs- und Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in London und Büros in Jersey, Guernsey, Luxemburg und Hongkong. Vor seiner Tätigkeit bei Helvetica war er für Private-Equity- und Immobilienfonds-Gesellschaften im Bereich strategische Ausrichtung und Effizienzsteigerung tätig.
Was nicht Erfolg verspricht, wird abgestossen
Die strategische Ausrichtung sowie die Effizienzsteigerung stehen auch bei Helvetica im Zentrum. Giraudon widmete sich in den vergangenen Monaten intensiv den drei Fonds und der Anlagestiftung des Real Estate Investment Managers. «Wir verwalten unsere Fonds aktiv. Wir müssen nicht alle Assets behalten, nur weil wir sie mal erworben haben», lautet seine Maxime. Sprich: Was nicht mehr der Strategie der Fonds entspricht bzw. sich nicht Erfolg versprechend entwickeln lässt, wird abgestossen.
Weiterer Börsengang bereits 2025?
Dies machte er mit dem Helvetica Swiss Living Fund. In den letzten Monaten wurden gezielt Liegenschaftsverkäufe im Umfang von über 180 Millionen Franken getätigt. Mit den Erlösen konnte die Fremdfinanzierungsquote gesenkt und die regulatorische Limite von 33,3 Prozent unterschritten werden; Helvetica strebt ein Zielband von 25 bis 28 Prozent an.
Giraudon will damit den Helvetica Swiss Living Fund fit machen für den baldigen Börsengang.
Es wäre der zweite Fonds, den Helvetica an die Börse brächte. Im November 2019 war das IPO des Helvetica Swiss Commercial Fund mit einem Gesamtvolumen von heute 710 Millionen Franken.
Kaum mehr Wachstum bei 1A-Zentrumslagen
Die Zeit dazu ist nicht schlecht: Anleger können das aktuell günstige wirtschaftliche Umfeld nutzen und gleichzeitig von der Liquidität profitieren, die beim direkten Kauf von Immobilienanlagen nicht gegeben ist.
Giraudon hat vor allem Immobilien an suburbanen Lagen im Visier. Hier sei das grösste Wachstumspotenzial, sagt er. «An 1A-Zentrumslagen ist heute kaum mehr grosses Wachstum möglich. Hier geht es um Verdichtung, und dies ist nicht unser Ding».