Der Dachverband der wichtigsten Notenbanken gilt nicht als besonders krypto-freundlich. In seinem Konzept für ein künftig digitales Geldsystem kommen Krypto-Währungen denn auch schlecht weg.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat am heutigen Dienstag ihr Konzept für ein künftiges digitales Geldsystem vorgestellt. In einem Sonderkapitel des Wirtschaftsberichts für 2022 erklärt der Dachverband der wichtigsten Notenbanken, dass ein auf digitalem Zentralbankgeld (CBDC) beruhendes System Innovationen mit wesentlichen Eigenschaften wie Sicherheit, Stabilität, Rechenschaftspflicht, Offenheit und Effizienz verbinden könnte.
Mit anderem Worten: Die BIZ machte unmissverständlich klar, dass sie die Zukunft des Geldwesens in CBDC sieht – und nicht in Krypto-Währungen wie Bitcoin & Co. So verweist sie in ihrem Bericht unter anderem darauf, dass die Implosion des Stablecoins TerraUSD und seines Zwilling-Coins Luna nur der spektakulärste Misserfolg in diesem Sektor sei. Laut BIZ arbeiten inzwischen etwa 90 Prozent aller Notenbanken an digitalen Versionen ihrer Landeswährungen.
Tiefe Strukturmängel
«So dramatisch die jüngsten Preiseinbrüche auch waren, die Konzentration auf die Preisentwicklung allein lenkt die Aufmerksamkeit von den tieferen strukturellen Mängeln der Krypto-Währungen ab, die sie als Grundlage für ein der Gesellschaft dienendes Geldsystem ungeeignet machen», schiesst die BIZ gegen die Krypto-Industrie.
Insbesondere nimmt sie auch Stablecoins ins Visier. Die Verbreitung von Stablecoins zeige das allgegenwärtige Bedürfnis im Kryptosektor, sich auf die Glaubwürdigkeit einer von der Zentralbank ausgegebenen Rechnungseinheit zu stützen, heisst es. «In diesem Sinne sind Stablecoins die Manifestation der Suche der Kryptowirtschaft nach einem nominalen Anker.»
Wildwuchs fragmentiert Krypto-Universum
Weitere strukturelle Fehler sieht die BIZ im Wildwuchs der Krypto-Währungen. Dieser führe zu einer Fragmentierung des Krypto-Universums, worin «viele inkompatible Abwicklungsebenen um einen Platz im Rampenlicht buhlen.» Diese Fragmentierung werfe ernsthafte Fragen hinsichtlich der Eignung von Krypto-Währungen als Geld auf.
Anstelle des bekannten monetären Narrativs «je mehr, desto besser» gelte für Kryptowährungen die Eigenschaft «je mehr, desto schlechter». Diese Tendenz zur Fragmentierung sei vielleicht die grösste Schwäche von Krypto-Währungen als Grundlage für ein Geldsystem, konstatiert die Denkschmiede für internationale Geldpolitik.
Grössere Funktionalität und Geschwindigkeit
Die Studie anerkennt allerdings auch nützliche Funktionen von Krypto-Währungen, die das derzeitige Geldsystem verbessern könnten. Sie liegen unter anderem in der Fähigkeit, Transaktionen zu kombinieren und die automatische Abrechnung gebündelter Transaktionen auf konditionierte Weise durchzuführen. Dies ermögliche eine grössere Funktionalität und Geschwindigkeit, heisst es.
Für die BIZ stellt sich letztlich aber die Frage, wie diese Funktionen in ein zukünftiges Geldsystem integriert werden können, das auf Zentralbankgeld aufbaut. Ihren vollständigen Jahresbericht wird sie am 26. Juni veröffentlichen.