2. Patrik Gisel – «voll im Saft»
(Bild: Keystone)
Es war der Rücktritt, auf den monatelang alle gewartet hatten, den Patrik Gisel aber genauso lange verhindern konnte. «Voll im Saft» sei er, sagte er noch im August 2018, nachdem er sich schon mehrere Monate lang an den Posten als Raiffeisen-CEO geklammert hatte. Vergangenen November ging es schliesslich nicht mehr: Gisel trat von seinen Ämtern zurück, nachdem seine Beziehung zu Laurence de la Serna bekannt wurde. Sie war bis im Sommer Raiffeisen-Verwaltungsrätin gewesen.
Die beiden hatten ihre Liebschaft verheimlicht – was in Anbetracht der von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) stark bemängelten Corporate Governance bei Raiffeisen als töricht bezeichnet werden muss. Mit Gisel trat ein Banker zurück, der im Schatten seines Ziehvaters Pierin Vincenz stand – auch noch, nachdem er Vincenz als CEO bei Raiffeisen abgelöst hatte. Die enge Bande mit Vincenz, der sich im kommenden Jahr wohl gegen Vorwürfe der ungetreuen Geschäftsbesorgung und Selbstbereicherung vor Gericht verantworten muss, sind dem 56-jährigen Gisel zum Verhängnis geworden.
Wie gross die Lücke ist, die der Ausdauersportler Gisel bei Raiffeisen hinterlässt, ist schwer zu sagen. Bei Raiffeisen will man die vergangene Ära möglichst rasch vergessen. Die Chance auf ein Comeback Gisels ist gering.