Die Übernahme eines Robo-Advisor in den USA lässt sich die UBS Hunderte Millionen Franken kosten. Das erinnert an verflogene Wachstumspläne der Erzrivalin Credit Suisse, die noch nicht lange zurückliegen.
Es ist wohl die grösste Einzelübernahme der Grossbank seit der Akquisition des US-Brokers Paine Webber um die Jahrtausendwende: Wie auch finews.ch berichtete, zahlt die UBS rund 1,3 Milliarden Franken für den amerikanischen Robo-Advisor Wealthfront. Damit hofft das Institut, Zugang zu der halben Million vorab jüngeren Kundinnen und Kunden des Fintechs in den USA zu erhalten.
Der Milliarden-Deal ist auch ein Fingerzeig auf das Strategie-Update, das von Bankchef Ralph Hamers am 1. Februar erwartet wird. Der Niederländer war Ende 2019 als Digitalisierer zur grössten Schweizer Bank geholt worden.
Lähmende Debakel
Dass das Institut Transaktionen dieser Grössenordnung ankündigen kann, verweist auf die blendende Verfassung, in der sich die UBS trotz Corona-Krise derzeit befindet – und wirft unweigerlich ein Schlaglicht auf die Schweizer Erzrivalin Credit Suisse (CS). Diese musste in den letzten Tagen eine Gewinnwarnung sowie einen Wechsel an der Spitze des Verwaltungsrates bekanntgeben.
Sinnigerweise hatte dort CEO Thomas Gottstein bereits im Februar 2021 eine «Wachstumsphase» für CS angekündigt, in deren Rahmen die Gewinne bis 2023 kräftig steigen sollten. Doch bereits im vergangenen März wurden die Ambitionen durch das Doppel-Debakel um die geschlossenen Greensill-Fonds und die Milliardenverluste mit der New Yorker Finanzfirma Archegos brutal gestoppt. Aufgrund von regulatorischen Vorgaben und Wechseln an der Spitze ist die Grossbank in ihrem Wachstum seither stark gehemmt gewesen.
Erst Börsengang, dann Konsolidierung
Angesichts von neuerlichen Kursverlusten – innert Jahresfrist ist die Marktkapitalisierung der CS um einen Drittel auf aktuell 19,6 Milliarden Franken gesunken – ist die Bank nun selber Gegenstand von Übernahmegerüchten. Wer jetzt für den Wealthfront-Preis CS-Aktien kaufen würde, rückt unmittelbar unter die grössten Aktionäre des Instituts vor.
Dabei bestand bei der gestrauchelten Grossbank einst selber der Plan, bei der Konsolidierung zumal im Schweizer Private Banking mitzutun. 2015 formulierte der damalige Bankchef Tidjane Thiam die Absicht, das Schweizer Geschäft (die damalige Swiss Universal Bank) teilweise an die Börse zu verkaufen und den Erlös für Übernahmen einzusetzen. Dies, um das Geschäft mit der Vermögensverwaltung zu forcieren. Daraus wurde allerdings nie etwas, obschon sich das Schweiz-Business seither immer als stabilisierender Faktor im Konzern erwiesen hat.
Gewinnsegen bei der Deutschen Bank
Die derzeitige Verfassung der Bank, die seit Anfang Jahr immerhin mit neuen strategischen Vorgaben unterwegs ist, kontrastiert auch stark mit den Instituten im Ausland. Damit sind nicht nur die US-Häuser gemeint, sondern auch europäische Konkurrenten wie die Deutsche Bank. Das durch eine tiefe Krise gegangene Institute überraschte am (heutigen) Donnerstag mit einem über Erwarten guten Jahresabschluss für 2021; die Deutschbanker gingen gleich dazu über, mittels Aktienrückkäufen und Dividenden auch die Investoren an stark gestiegenen Gewinnen zu beteiligen.
In Italien bereitet sich derweil der ehemalige UBS-Manager Andrea Orcel an der Spitze der Bank Unicredit auf Grossübernahmen vor. Mögliche Szenarien hierzu wurden auch schon von finews.ch durchgerechnet.
In einem lesenswerten Beitrag stellte zudem die Agentur «Reuters» die These auf, dass die nächsten Monate ganz im Zeichen des europäischen Banking stehen könnten; dies aufgrund bereits solider Einnahmen und der Aussicht auf steigende Zinsen. Doch diese Flut muss nicht alle Boote heben.