Der Frankenschock führte zu einer verkehrten Welt bei den Kantonalbanken. Im letzten Halbjahr punkteten sie dort, wo man es eigentlich von grundsoliden Staatsinstituten kaum erwarten würde.
Das wichtigste Geschäft der 24 Schweizer Kantonalbanken ist die tradierte Vergabe von Krediten und die Verwaltung von Spargeldern. Das hat sich auch im ersten Halbjahr 2015 nicht verändert. Wie die vom Verband Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) am Mittwoch publizierten Ergebnisse der ganzen Gruppe zeigten, verdienten die Institute dort weiterhin zwei Drittel ihrer Erträge – 2,6 Milliarden Franken machte demnach der Erfolg im Zinsengeschäft aus.
Was sich hingegen sehr wohl veränderte: Das Ergebnis im Zinsengeschäft stagnierte nicht nur, es war mit 0,4 Prozent sogar leicht rückläufig. Aufgrund der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bereits letzten Dezember verhängten Negativzinsen schmälerten teils erkleckliche Absicherungskosten die Standkraft des gewichtigsten Pfeilers der Staatsinstitute.
Handel schiesst obenaus
Überraschend stark entwickelte sich hingegen eine Sparte, die man viel eher mit Gross- und Investmentbanken in Verbindung bringen würde anstatt mit den bodenständigen Kantonalbanken: Dank den Turbulenzen nach Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die SNB schoss der Handelserfolg der Gruppe um fast 400 Millionen Franken in die Höhe – ein Plus von mehr als 35 Prozent.
Das sind Zugewinne, die einer Wall-Street-Bank durchaus gut anstehen würden. Der Erfolg im Kommissionsgeschäft stieg derweil um 2 Prozent auf rund 1 Milliarde Franken. Insgesamt erwirtschafteten die Kantonalbanken einen Bruttogewinn von rund 2 Milliarden Franken, gut 3 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Und die gesamten Ausleihungen an Kunden betragen inzwischen beinahe 400 Milliarden Franken.
Stellen geschaffen
Wie der Mitteilung aber weiter zu entnehmen ist, lassen sich die Staatsinstitute durch die unerwarteten Verschiebungen in ihrem Geschäft nicht aus der Ruhe bringen. Wie es von den als konservativ geltenden Instituten erwartet wird, halten sie Kurs: Der Personalbestand wurde über die 24 Institute hinweg auf 18'401 Mitarbeitende leicht ausgebaut; die Gesamtkosten stiegen mit gut 3 Prozent nur leicht an.
Für das Gesamtjahr rechnen die Staatsbanken damit, «dank des soliden Geschäftsmodells und der ausgeprägten Nähe zu den Kunden ihre kontinuierliche Entwicklung fortsetzen». Das wenigstens klingt so gar nicht nach Wall Street.