In den Investmentbanken herrschen offenbar immer noch die Söldner: Die Fluktuation ist hoch, Angestellte mit mehr als 10 Jahren im Dienst eines Hauses sind rar. Dies besagen Daten aus der Londoner City.
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Den Ausgangspunkt bildet eine Aussage des ehemaligen UBS-CEO Marcel Rohner: Vor dem Libor-Ausschuss des britischen Parlaments erklärte er letztes Jahr viele Probleme der Branche mit der Söldnermentalität, die sich in den Investmentbanken breit gemacht habe. Beziehungsweise damit, dass eine hohe Fluktuation die Basis bot für unlautere Machenschaften.
Das Londoner Finanzstellen-Portal «eFinancialcareers» fand jetzt, es sei an der Zeit, die Sache zu überprüfen: Hat sich etwas gebessert?
Immerhin verkündeten inzwischen ja diverse Grossbanken, wie wichtig ihnen die Loyalität ihrer Mitarbeiter heute sei. Und immerhin sollte der Siegeszug der aufgeschobenen Boni etwas beigetragen haben zur allgemeinen Sesshaftigkeit.
Ein Drittel seit drei Jahren
«eFinancialcareers» untersuchte also das Personal, das bei der britischen Aufsichtsbehörde FCA registriert werden muss – und zwar für drei Investmentbanken: Goldman Sachs, J.P. Morgan Securities und Barclays Capital. Und siehe da: Bei allen Banken ist ein hoher Anteil der erfassten Angestellten erst seit relativ kurzer Zeit an Bord.
Bei Barclays Capital arbeiten 36 Prozent der erfassten Angestellten seit drei Jahren oder kürzer im Haus. Bei J. P. Morgan und bei Goldman Sachs liegt die Quote mit 34 Prozent nur unwesentlich tiefer.
Und davon wiederum ist etwa die Hälfte seit höchstens einem Jahr beim betreffenden Unternehmen – konkret liegen die Zahlen zwischen 13 und 15 Prozent.
Dass immer noch ein beträchtliches Hin und Her herrscht, zeigt sich auch, wenn man die Zahlen umgekehrt betrachtet: Nur 16 Prozent der erfassten Angestellten von Goldman Sachs arbeiten seit mehr als zehn Jahren im Haus. Bei J. P. Morgan sind es 15 Prozent, und bei BarCap sogar nur 5 Prozent.
Talente statt Karriere
Was lernen wir daraus? Zu beachten ist natürlich, dass hier Investmentbanken auf dem Prüfstand waren – in anderen Bereichen dürften die Zahlen milder sein. Die UBS beispielsweise führte im letzten Geschäftsjahr konzernweit bei 60'200 Angestellten 6'548 Neueinstellungen durch, das entspricht knapp 11 Prozent des Personals.
Wer aber die Kaderwechsel im Umfeld von Andrea Orcel aufdatiert, der ahnt, dass sich auch hier in der Investmentbank ein eifriges Kommen und Gehen abspielt.
Für «eFinancialcareers» ist aber klar, dass sich hier ausdrückt, wie sehr die Investmentbanken immer noch auf junge «Talents» angewiesen sind (bzw. angewiesen zu sein glauben). Und: Die Idee einer Lebensstelle oder einer langen Inhouse-Karriere passt offenbar immer noch nicht recht zu den grossen Investmentbanken.