Weil der Bundesrat versuchte, im Steuerstreit mit den USA eine Lösung für den gesamten Finanzplatz zu finden, habe die CS zwei Jahre lang nicht mit der amerikanischen Justiz sprechen können, sagt CEO Brady Dougan.
Der sonst eher zurückhaltende, wenn nicht gar unfassbare Chef der Credit Suisse (CS) geht in einem Interview mit dem «Sonntagsblick» hart ins Gericht mit dem Bundesrat. Er sagt: «Der Bundesrat versuchte für den Finanzplatz eine Gesamtlösung zu finden. Für uns bedeutete das: Wir konnten während zweier Jahre nicht mit der US-Justiz sprechen.»
Damit übt im Prinzip zum ersten Mal in den vergangenen Jahren ein führender Banker Kritik an der Politik des Bundesrates in Sachen US-Steuerstreit. Weiter betont Brady Dougan (Bild), dass die CS alles daran gesetzt habe, das Problem zu lösen – bloss sei er viel zu spät darauf aufmerksam gemacht waren.
Kritik auch an die Adresse von Oswald Grübel
Entsprechend kritisiert Dougan auch seinen Vorgänger: Oswald Grübel habe ihn nie auf die Gefahren des grenzüberschreitenden Geschäfts mit den USA aufmerksam gemacht, sagt Dougan im Interview weiter. «Wir haben darüber nicht diskutiert. Grübel hat sich nie mit mir zusammengesetzt, um darüber zu sprechen.»
Dougan, der seit 25 Jahren bei der Schweizer Grossbank arbeitet, hat seine Karriere im Investmentbanking und nicht in der Vermögensverwaltung gemacht, wo die Steuerhinterziehungspraktiken erfolgten.
Den CS-Mitarbeitern verbunden
Dougan betont: «Bis ich im Mai 2007 CEO wurde, war ich in keiner Weise in dieses Geschäft involviert. Damals begann die Finanzkrise, was mich stark absorbierte. Als der UBS-Fall bekannt wurde, war uns sofort klar: Wir müssen unsere Risiken in diesem Geschäft überprüfen. Wir veranlassten, keine UBS-Kunden zu übernehmen. Und es war klar: Wir ziehen uns aus diesem Geschäft zurück.»
Auf die Frage, ob er an Rücktritt denke, sagte Dougan: «Nein. Ich fühle mich der Credit Suisse und den Menschen, mit denen ich arbeite, absolut verpflichtet.» Auch nach dem Vergleich: «Selbstverständlich.»
Aus eigener Kraft
Dougan erwartet nicht, dass die CS jetzt neues Kapital beschaffen muss, um die Eigenkapitalvorschriften zu erfüllen. «Bis Ende Jahr werden wir wieder eine Eigenkapitalquote von mindestens zehn Prozent ausweisen und streben dann eine Quote von elf Prozent an.»
Die Credit Suisse habe nicht vor, zusätzliches Kapital zu beschaffen. «Eine Kapitalerhöhung braucht es nicht. Wir können die Ziele aus eigener Kraft erreichen», sagt Dougan