Der Swiss-Re-Präsident sammelt Krisenerfahrung: Schiesser droht die Pleite – ein Unternehmen der von ihm präsidierten Hesta. Was nun?
Dass ein brillanter Jurist nicht unbedingt der richtige Mann ist, um die Strategien grosser Konzerne zu steuern, zeigt Peter Forstmoser: Auch ein sehr guter Rechtsberater ist noch kein Leader. Wie es um die Swiss Re bestellt ist, haben der Kurszerfall in den letzten Wochen und die Aufstockung der Beteiligung durch Warren Buffett demonstriert.
Verwaltungsratspräsident Forstmoser bewies bis jetzt nur das Talent, sich aus allem rauszuhalten. Darin steht ihm Vizepräsident Walter Kielholz in nichts nach. Der Unmut der Aktionäre aber wächst, seit bekannt ist, dass er auch den Verwaltungsrat der Firma Hesta präsidiert: Sie ist der Muttergesellschaft der nun kollabierten Wäsche-Herstellerin Schiesser. Unter diesen Prämissen wird Forstmoser nun in der Affäre Swiss Re umso mehr Farbe bekennen müssen.
Old-Boys-Netzwerk lebt
Enge personelle Verflechtungen, die bis jetzt einen kollektiven Schutzschild boten, könnten sich nun für einige Akteure als Nachteil erweisen. Forstmoser, seit September 2000 VR-Präsident der Swiss Re, präsidiert seit 1994 die Hesta, die wiederum von Thomas Bechtler kontrolliert wird.
Swiss-Re-VR Bechtler sitzt seit 1994 auch im Verwaltungsrat der Credit Suisse. In Übereinstimmung mit den Unabhängigkeitsstandards der Gruppe war Bechtler vom Verwaltungsrat für unabhängig erklärt worden. Kielholz wiederum ist Vizepräsident der Swiss Re und Präsident der Credit Suisse. Seit dem Swissair-Niedergang glaubte man, das Old-Boys-Network in der Schweiz, mitunter auch als Filz bezeichnet, sei zerrissen worden – offenbar doch nicht.
Comeback von Cab?
Eine spezielle Spekulation zum Thema Swiss Re bietet heute die Wirtschaftszeitung «Cash»: Sie wittert ein Comeback von Mathis Cabiallavetta. Der ehemalige Konzernchef der UBS sitzt seit einem knappen Jahr im Verwaltungsrat der Swiss Re – zu kurz, um allzu verantwortlich sein für das Debakel der Abteilung «Financial Markets».
«Cash» zitiert einen «Insider» mit dem Satz: «Mathias Cabiallavetta wird als neuer starker Mann gehandelt». Und immerhin spreche allerhand für den Ex-Banker: Er habe exekutive Erfahrung, habe Lektionen ziehen können aus schlechtem Risikomanagement, habe immerhin noch am meisten Glaubwürdigkeit im Swiss-Re-Verwaltungsrat, und er sei krisenerprobt.
Allerdings: Dann wäre ja Peter Forstmoser nach der Schiesser-Pleite berufener denn je...