Das internationale Interesse an der OECD-Erklärung über den AIA hat überrascht. Kommunikation darf sich nicht bloss an innenpolitischen Gesichtspunkten ausrichten, meint Sindy Schmiegel von der Bankiervereinigung.
Die Öffnung der Schweizer Banken gegenüber dem automatischen Informationsaustausch (AIA) ist auch im Ausland angekommen. Katalysator war ein Treffen von Ministern der OECD-Staaten Anfang Mai in Paris. An diesem Treffen unterzeichneten über 40 Staaten, darunter die Schweiz, eine Erklärung, wonach sie künftig Informationen über Steuersachen von Bankkunden ausländischer Staatsangehörigkeit austauschen werden.
Sowohl bei den Banken als auch bei der offiziellen Schweiz war klar, dass die Schweiz zu den Mitunterzeichnern gehören wird. Und doch gab es ein grosses Medienecho vor allem aus dem Ausland.
Dabei weiss die Welt schon seit über einem Jahr, dass die Schweiz einen AIA befürwortet, wenn er zum internationalen Standard wird. Oder täusche ich mich da?
Vom Prügelknaben zum Musterschüler?
Ich war jedenfalls überrascht, als unsere Medienstelle überaus zahlreiche Anfragen internationaler Medien erhielt, die erkennen liessen, dass der Schritt zur Akzeptanz des AIA im Ausland alles andere als durchgedrungen war.
Vor allem angelsächsische und chinesische Medien interessierten sich eingehend dafür, was die OECD-Erklärung für die Schweiz und ihr Bankkundengeheimnis bedeutet. Und so verbrachte ich die letzten Tage damit, die Entwicklungen der letzten Jahre und ihre möglichen Folgen für den Finanzplatz Schweiz zu erklären. Einige Schlagzeilen, die aus den Gesprächen resultierten:
- «Switzerland pledges to lift veil on tax secrecy» («Financial Times»),
- «Swiss banker on tax into transparency» (CNC, China),
- «Les banques suisses, meilleures élèves de l'Europe» («La Libre Belgique», 13. Mai 2014).
Woran hat es also gelegen? Wahrscheinlich hat die offizielle Schweiz zu zögerlich und zu zurückhaltend ihre Offenheit gegenüber dem AIA signalisiert. Innenpolitisch mag es sinnvoll sein, die Bedingungen stärker zu gewichten als die Absicht, aber als Signal an den Rest der Welt wäre es wünschenswert gewesen, früher und klarer auszudrücken, dass die Schweiz beim AIA nicht abseits stehen wird.
Der Wechsel trifft auch internationale Kunden
Der Paradigmenwechsel beschäftigt nicht nur schweizintern, sondern betrifft auch unsere internationalen Kundinnen und Kunden, die das Vertrauen in den Finanzplatz behalten sollen. Wenn wir im Ausland überzeugen wollen, müssen wir auch für das Ausland Klartext reden – und das Tor zur weiten Welt offen halten, wie mein Kollege Stefan Hoffmann kürzlich treffend in seinem Blogbeitrag schrieb.