Anlässlich der Lancierung einer Jubiläums-Edition zur Feier von 20 Jahren Spitzenkoch Andreas Caminada im «Schloss Schauenstein» ist auch Ricardo Guadalupe nach Zürich gekommen. Der Hublot-Chef hat mit finews.ch über die Zusammenarbeit mit Caminada, die Marktlage bei Luxusuhren und über den Bankenplatz Zürich gesprochen.
Es gehört zu den kleineren Ungerechtigkeiten der Uhrenwelt, dass sich in ihr vieles um Rolex und Patek Philippe dreht. Unter den übrigen Marken ist Hublot aus dem LVMH-Konzern einer der wichtigsten Herausforderer. Die erst im Jahre 1980 gegründete Marke umgab schon immer die Aura des avantgardistisch Unangepassten.
Dieser Geist war mit Händen zu greifen, als die Marke Anfang dieser Woche eine auf 20 Exemplare limitierte Sonderedition «Big Bang Unico All Black Schloss Schauenstein» präsentierte. Dazu war Hublot-Chef Ricardo Guadalupe nach Zürich gekommen, der die Firma seit über zehn Jahren führt.
Aus diesem Anlass versammelten sich im «The Nest» des Hotel Storchen die Fachwelten aus Uhren-Industrie und Spitzen-Gastronomie. Auch Gratian Anda, Gründer der The Living Circle Gruppe, zu der auch das Storchen gehört, war unter den Gästen.
Herr Guadalupe, Sie sind nach Zürich gekommen, um eine ultra-limitierte Sonderedition zu Ehren des Sternekochs Andreas Caminada vorzustellen. Inwiefern steht diese Zusammenarbeit für die von Ihnen entwickelte «Art of Fusion»?
Das «Art of Fusion»-Konzept von Hublot vereint traditionelles Handwerk mit avantgardistischen Materialien und spiegelt Andreas Caminadas kulinarischen Ansatz wider, in dem sich traditionelle Zutaten mit innovativen Techniken verbinden. Sowohl Hublot als auch Caminada streben in ihren jeweiligen Bereichen nach Perfektion und Innovation. Jeder von uns möchte auf seine Weise etwas Einzigartiges mit Schweizer Touch schaffen.
Im Zentrum steht dabei auch die Verschmelzung von «Haute Horlogerie» mit Spitzengastronomie. Präzises Timing ist in der Uhrenherstellung natürlich ganz fundamental, wie auch in der gehobenen Küche, von der Bestellung der Zutaten bis zur Präsentation der Gerichte. Diese gemeinsame Denkweise hat Hublot in die Welt der Gastronomie gebracht, wo das Unternehmen mit Köchen wie Caminada zusammenarbeitet, aus deren geschickter Kombination von Zutaten einzigartige Erlebnisse entstehen.
Worin liegt die Verbindung genau?
Andreas Caminada respektiert die Tradition, versucht aber gleichzeitig, sie neu zu erfinden. Sein Kochstil ist verwandt mit unserer Philosophie bei den Uhren: immer bestrebt, innovativ, kreativ und manchmal disruptiv zu sein – das macht uns anders.
Wer ist die Zielgruppe der neuen Uhr?
Sie richtet sich in erster Linie an den Schweizer Markt. Wir feiern 20 Jahre Caminadas «Schloss Schauenstein» mit genau 20 Exemplaren. Er fragte uns, ob wir eine Uhr für diesen Zweck machen können, und ich sagte ja. Wir sind Teil einer Familie, und Hublot ist in der Lage, sogar eine spezielle limitierte Edition von 20 Exemplaren zu machen.
Diese ultra-limitierten Sondereditionen haben bei Hublot in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Ist das ein Ergebnis Ihrer allgemeinen Strategie?
Ja, aber normalerweise haben wir internationale limitierte Editionen mit unseren grossen Partnerschaften wie den Künstlern Murakami und Daniel Arsham. Da wir Uhren an Kunden verkaufen, die eigentlich schon alles haben, machen wir auch einige Sondereditionen, die mit einem Ort wie Mykonos, Capri oder Madrid verbunden sind: Das verleiht dem Produkt eine hohe Exklusivität – es ist etwas, das fast niemand haben kann.
Im Tandem mit einem individuell gravierten Kochmesser: «Big Bang Unico All Black Schloss Schauenstein» von Hublot. (Bild: zVg)
Es besteht durchaus eine Nachfrage nach diesen Produkten von Kunden, die eine persönliche Beziehung zu einem bestimmten Ort haben. Wir sehen, dass sogar einige Modemarken dasselbe getan haben, mit Saint-Tropez-Editionen und dergleichen. Unsere eigenständigen Boutiquen sind für die Lancierung solcher Editionen sehr geeignet – wir haben vor einigen Jahren zum Beispiel eine Las Vegas-Edition gemacht.
Das allgemeine Stimmungsbild in der Uhrenindustrie ist dieses Jahr eher anspruchsvoll. Wir haben 2022 und 2023 Rekorde im Export gesehen. Jetzt wird es ein bisschen schwieriger. Wie wirkt sich das bei Hublot aus?
Bei Hublot sind wir nicht vor allgemeinen Trends in der Uhrenindustrie verschont. 2022 und 2023 waren Jahre, die nicht normal waren. Nach COVID hatten wir einige Jahre ein Phänomen, das sich «Rachekauf» nennt. Jetzt sind wir zurück zur Normalität, zurück bei den Zahlen von 2019, was ein sehr gutes Jahr war. Also vielleicht nicht auf dem Niveau von 2022, aber immerhin noch mit Zahlen, die ich als akzeptabel bezeichnen würde.
Angesichts dieser neuen Situation: Sind Sie immer noch zuversichtlich, dass die Erweiterung Ihrer Produktionsstätten in Nyon die richtige Entscheidung war, langfristig gesehen?
Es geht mehr darum, die Marke durch Vertikalisierung auf ein noch höheres Niveau zu heben, indem wir noch mehr eigene Uhrwerke und Materialien herstellen. Wenn man Hublot mit einer sehr grossen Marke unserer Branche vergleichen möchte, muss auch die Produktion auf diesem Level sein.
Kommen wir zum Finanzsektor: Uhren und Finanzdienstleistungen sind nach der Pharmaindustrie die wichtigsten Schweizer Exportprodukte; sie bedienen die gleichen internationalen Kunden. Sehen Sie Synergien zwischen Ihrer Branche und dem Schweizer Bankensektor?
Das ist eine gute Frage. Bis jetzt unterhalten wir in diesem Bereich keine bedeutende Zusammenarbeit. Unsere Partnerschaften und unser Cross-Marketing sind auf andere Luxusmarken ausgerichtet. Wir sind Teil der LVMH-Gruppe, also arbeiten wir eng mit ihren Champagnermarken oder Lederwarenmarken und mit der Gastronomie zusammen. Es gibt vielleicht einige Überschneidungen beim Polo in Gstaad... Aber etwas Ambitionierteres haben wir in diesem Bereich noch nicht gemacht. Vielleicht wäre das ja eine gute Idee.
Wie zufrieden sind Sie mit der Leistung Ihrer eigenen Boutique an der Bahnhofstrasse?
Vor einigen Jahren haben wir sie mit der Hälfte der heutigen Fläche eröffnet. Kürzlich haben wir die Fläche verdoppelt, indem wir den angrenzenden Raum erworben haben. Von der Grösse her sind wir jetzt genau da, wo wir sein wollen, bei etwa 120 Quadratmetern. Das ist die richtige Dimension, um unseren Kunden ein Erlebnis zu bieten. Also sind wir zufrieden mit dem Standort, der Grösse und auch mit dem Verkauf.
Wie sehen die Verkaufszahlen aus im Vergleich mit Ihrer Boutique in Genf, der Hauptstadt der Uhrenwelt?
Zürich und Genf bewegen sich mehr oder weniger auf dem gleichen Niveau, was für Zürich grossartig ist. Ich hätte nie gedacht, dass man hier besser als in Genf abschneiden könnte. Aber sie bewegt sich ungefähr dort.
Was haben Sie für den Sommer geplant?
Natürlich wird die UEFA-Meisterschaft in Deutschland unsere Hauptaktivität sein. Dazu werden wir etwa 500 Gäste einladen. Es ist also eine grosse Geschichte. Ich selbst werde bei der Eröffnung und am Freitag dabei sein und auch ab dem Viertelfinale.
Und privat, wo werden Sie Ihre Sommerferien verbringen?
Wir werden dieses Jahr nach Mykonos und Sizilien reisen. Aber zum Teil geht es immer auch um das Geschäft.
Vor 20 Jahren kam Ricardo Guadalupe zusammen mit dem damaligen CEO Jean-Claude Biver zu Hublot. Ihm wird das «Art of Fusion»-Konzept von Hublot zugeschrieben. Als Biver 2012 Präsident des Verwaltungsrats wurde, übernahm Guadalupe als CEO. Er wurde in Neuenburg als Sohn spanischer Eltern geboren und begann seine Karriere in der Uhrenindustrie direkt nach Abschluss seines Studiums als Produktmanager bei Bulgari.