Die UBS und die Art Basel feiern 2024 ihre 30-jährige Partnerschaft. finews.art hat Patricia Amberg von UBS Art Advisory über den Wert einer Kunstsammlung, die schwindende Bedeutung von Kunstkritikern und die neusten Trends in der Kunstszene gesprochen. Amberg sagt auch: «Wir betrachten Kunst nicht als klassische Investition.»
Frau Amberg, was sind die zentralen Anliegen Ihrer Kundinnen und Kunden, wenn es um Kunst geht?
Die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden sind sehr unterschiedlich und hängen stark davon ab, wo sie sich auf ihrer Sammlungsreise befinden. Einige Kunden stehen am Anfang und wollen eine Sammlung aufbauen, während andere bereits fortgeschritten sind und Unterstützung bei der Verwaltung oder Nachfolgeplanung benötigen.
Unsere Rolle im UBS Art Advisory ist es, sie in diesen verschiedenen Stadien zu begleiten und zu unterstützen.
Wie unterstützen Sie Ihre Klientel konkret?
Es beginnt alles mit einer Vision. Wir helfen den Kunden herauszufinden, was sie mit ihrer Sammlung erreichen wollen und wie sie in einigen Jahren aussehen soll. Dazu gehört auch die Festlegung einer Mission: Welche Themen sollen abgebildet werden? Welches Budget steht zur Verfügung? Wer ist in den Entscheidungsprozess involviert? Gibt es bereits eine Nachfolge- oder Erbschaftsregelung?
Wir bieten strategische Beratung und strukturierte Vorgehensweisen an, um diese Ziele zu erreichen. Unser Team besteht aus vier Personen, drei in Zürich und eine in New York.
Ein Highlight an der Art Basel 2024 - die Ausstellung «Treads» der UBS Art Collection. (Bild: finews.art)
Hat sich das Sammeln von Kunst in den letzten Jahren verändert?
Ja, definitiv. Der Zugang zu Informationen hat sich durch das Internet und Social Media stark verändert. Zudem ist der Online-Kunstmarkt wichtiger geworden. Da der Kunstmarkt sehr komplex und wenig reguliert ist, ist die Navigierung für Sammler zunehmend erschwert.
«Die Sorgfaltsüberprüfung ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit»
Früher spielten Kunstkritiker eine wichtige Rolle, indem sie Kunstwerke kunsthistorisch bewerteten und in einen Kontext setzten. Diese wichtigen Informationsquellen sind heute seltener geworden. Daher ist es sowohl für Sammler als auch für Berater entscheidend, stets über die neuesten Entwicklungen und wichtige Akteure im Kunstmarkt informiert zu sein.
Welche Rolle spielt die Due Diligence in Ihrer Arbeit?
Die Sorgfaltsüberprüfung ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit. Beim Ankauf von Kunstwerken gehen wir strukturiert vor und überprüfen jedes Werk sorgfältig. Dies umfasst die Herkunft, rechtliche Eigentümerschaft, Authentizität und den Zustand der Kunstwerke sowie vieles mehr. Diese Due Diligence ist entscheidend, um den Wert und die Integrität der Sammlung zu gewährleisten.
Wie sehen Sie Kunst als Teil eines Vermögensportfolios?
Obwohl Kunst ein bedeutender Bestandteil des Vermögens sein kann, betrachten wir sie nicht als klassische Investition. Die Informationen die man benötigt, um Kunst als eigene Anlageklasse zu betrachten, sind zu wenig transparent und selten öffentlich zugänglich.
Dennoch sehen wir, dass Kunden und Kundinnen mit grossen Sammlungen diese als Teil ihres gesamten Vermögens betrachten und entsprechend in ihre Nachfolgeplanung einbeziehen. Die Beratung während des gesamten Lebenszyklus einer Sammlung ist auch ein wichtiger Bestandteil unseres holistischen Ansatzes.
Sie haben 2018 den «UBS Collectors Circle» ins Leben gerufen. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Er entstand aus der Nachfrage unserer Klienten, sich mit gleichgesinnten Sammlern auszutauschen. Es ist quasi ein Alumni-Club nur für private Kunstsammler – keine Künstler, Kuratoren oder Galeristen. Wir organisieren vier Events im Jahr, die jeweils unter einem bestimmten Thema stehen. Ein Beispiel dafür wäre das Thema «Legacy».
«Ein wachsendes Thema ist Kultur-Philanthropie»
Die Idee ist, dass sich Gleichgesinnte treffen, netzwerken und Projekte realisieren können. Etwa ein Drittel der Mitglieder hat private Museen. Mittlerweile ist es eine Community aus etwa 200 Sammlern aus allen Kontinenten.
Welche Trends beobachten Sie unter den Sammlern?
Ein wachsendes Thema ist Kultur-Philanthropie. Viele Sammler möchten sich über den reinen Erwerb von Kunstwerken hinaus engagieren, beispielsweise durch die Unterstützung junger Künstler oder durch Stiftungen und Artist Residency Programme. Dieses Engagement trägt dazu bei, Kunstwerke mit der Gesellschaft zu teilen und etwas zurückzugeben.
Sammeln Sie selbst Kunst?
Ja, ich sammle auch Kunst, allerdings im kleinen Rahmen. Mein erstes Kunstwerk war ein Gemälde eines flämischen Malers, das ich mit 18 Jahren gekauft habe. Mein Interesse hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und umfasst heute diverse Medien, darunter auch Keramik und Glas.
Patricia Amberg ist Senior Art Advisor im Family Advisory, Art & Collecting bei UBS Global Wealth Management. Sie bietet strategische Beratung vom Sammlungsaufbau bis zur Gründung persönlicher und institutioneller Kunstsammlungen. Patricia hat einen Master in Kunstgeschichte und Archäologie der Universität Basel, einen Executive MBA der Universität St. Gallen und einen Master in Psychosozialer Beratung vom IAP Institut für Psychologie / ZHAW Zürich. Zusätzlich studierte sie am Sotheby’s Institute of Art in London. Sie begann ihre Karriere in verschiedenen Kunstgalerien und Auktionshäusern und war Co-Leiterin und Expertin bei Sotheby’s Schweiz, bevor sie 2005 zu UBS wechselte. Sie ist Mitautorin des UBS Collector’s Compass.