Die Schweiz gilt als eines der innovativsten Länder der Welt. Und trotzdem tun sich viele Unternehmen international schwer. Daniel Graf, der für die grossen Techfirmen in den USA gearbeitet hat, weiss, worauf es ankommt.

Daniel Graf ist einer der wenigen Schweizer, der sich im Silicon Valley etablieren konnte. Er hat im Jahr 2005 in der südlichen San Francisco-Bay-Region die Videoplattform Kyte gründete. Danach war er lange Zeit bei Google tätig, unter anderem als Verantwortlicher für den Landkartendienst Maps, später war er unter anderem ein halbes Jahr als Nummer zwei bei Twitter.

Seit Jüngstem ist Graf General Partner bei Redalpine. Der gebürtige Rheintaler soll mit seinen 25 Jahren Erfahrungen in Sachen USA Venture-Capital-Firmen helfen, die Expansion über den Atlantik voranzutreiben.

Für finews.ch zeigt er exklusiv auf, worauf es ankommt:

  1. Nicht die guten Ideen sind entscheidend

Wenn Firmen scheitern, liegt es in der Regel nicht an der Idee. Als Erfolgsfaktor entpuppt sich laut Graf etwas anderes: «Viel entscheidender ist es, über die richtigen Leuten für die Umsetzung einer Geschäftsidee zu verfügen», sagt er. Es brauche einen langen Atem, um sich durchzusetzen. Zudem gilt es, einen Markteintritt gut zu planen. «Wenn etwas in Europa gut funktioniert, heisst das noch lange nicht, dass es dies auch in den USA tut. Diesen Unterschieden wird oft zu wenig Augenmerk geschenkt», sagt er. Verstecken müsse sich die Schweiz beziehungsweise Europa jedoch nicht, betont Graf: «Der Venture-Markt in Europa ist spannend geworden.»

  1. Künstliche Intelligenz wird alles verändern

Viele mögen den Begriff schon gar nicht mehr hören: Künstliche Intelligenz, kurz KI. «Dies ist ein Fehler», sagt Graf. Denn wir stünden erst ganz am Anfang eines unvergleichlichen Wandels. «So etwas habe ich noch nie gesehen. KI wird in den kommenden Jahren jede Branche und die Art und Weise, wie wir arbeiten, auf den Kopf stellen», betont er. Graf sieht KI in der gleichen Liga wie die Erfindung des Mikrokops. «KI wird viel mehr Auswirkungen auf unser Leben haben als das Mobile Phone», sagt er und betont: «Unternehmen, die sich heute nicht damit beschäftigen, werden morgen weg vom Fenster sein.» Dies gilt auch für die Finanzbranche, auch wenn in diesem Bereich die Regulatorien noch sehr strikt sind.

  1. Rahmenbedingungen hierzulande verbessern

Graf lebt und arbeitet seit Jahren in den USA. Deswegen fällt sein Urteil über die Schweiz nicht minder aus – im Gegenteil. «Die Schweiz führt seit über zehn Jahren die Liste der innovativsten Länder an. Dies ist eine unglaubliche Leistung», sagt er. Die Dichte an Talenten – auch oder gerade im Finanzsektor, sei bemerkenswert. Allerdings moniert er, dass die Schweiz zu wenig daraus machen. «Man legt Klein- und Jungunternehmen noch zu viele Steine in den Weg. Dabei sind sie es, die die Wirtschaft antreiben», sagt er.

  1. Let’s do it

Schweizer Unternehmen agieren oft zurückhaltend. «Löst endlich die Handbremse, habt keine Angst vor dem Scheitern, let’s do it», appelliert er. Als Unternehmer sei er selber mehrmals auf die Nase gefallen. Dies sei kein Nachteil. «Nur wer was wagt, kann auch was gewinnen», sagt er.