Der Chef der UBS Sergio Ermotti hat eine Million eigener Aktien gekauft – ein sehr hoher Einsatz. Worauf pokert der oberste Insider bei der grössten Schweizer Bank? finews.ch hat fünf Merkpunkte dazu.
1. Auffälligkeiten zuhauf
Die Transaktion lässt aufhorchen. Sergio Ermotti, der Konzernchef der UBS, hat nach dem Investorentag von vergangener Woche 1 Million Aktien im Gegenwert 13,12 Millionen Franken erworben. Das entspricht fast einem Jahresgehalt des CEO. Es ist mit Abstand der grösste Zukauf eines UBS-Managers, welchen die Schweizer Börse SIX in den letzten zwei Jahren ausgewiesen hat – und wohl der grösste (freiwillige) Aktienkauf eines Bankmanagers in der jüngeren Geschichte des Swiss Bankings.
Auffällig ist auch, dass die Grossbank den von der SIX anonym gehaltenen Trade von sich aus Ermotti zugeschrieben hat. Dies wäre gemäss den regulatorischen Vorgaben nicht notwendig – und entspricht sonst auch nicht der Praxis der Bank.
2. Eine Vertrauensangelegenheit
Dass der UBS-Chef unmittelbar nach dem Investorentag, bei dem das Kurspotenzial der Bank im Zentrum stand, eine Million Aktien erwirbt, sendet ein starkes Signal. Wie es im Umfeld des Instituts heisst, war das durchaus so gedacht. Nachdem die Bank in diesem Jahr mehr als ein Viertel des Börsenwerts eingebüsst habe und dafür kritisiert worden sei, habe man das Investorenvertrauen stärken wollen.
Am jüngsten Investorentag ist CEO Ermotti der bislang eingeschlagenen Strategie im Wesentlichen treu geblieben. Der UBS-Aktienkurs hat seither weiter an Terrain verloren. Am (heutigen) Dienstag strebte der Titel anfänglich ins Plus.
3. Der Insider kennt die Aktienstory
Vor den UBS-Investoren stellte Ermotti fest, dass die Anleger die Aktienstory entweder nicht verstünden oder dass die Bank ihnen diese nicht genügend gut erklärt habe. Als oberster Insider bei der Grossbank muss der CEO das Potenzial des Titels folglich am besten kennen – und riskiert dafür gleich einen zweistelligen Millionenbetrag.
Ob die UBS Ermotti den Trade selber gestemmt hat, bleibt geheim. Sicher ist, dass der CEO die Aktie unter Buchwert gekauft hat, nächsten Mai auf die gut 13 Franken je Aktie 65 Rappen Dividende ausbezahlt bekommt und auf weitere Ausschüttungen und Aktienrückkäufe zählen darf.
4. Eine Hedge für die Karriere
Mit dem jüngsten Kauf kann kaum jemand Ermotti noch vorwerfen, er verwalte bei der UBS nur das Geld anderer Leute. Er hat nun noch deutlich mehr «skin in the game» bei der Grossbank, was seinem Standing als Konzernchef zugute kommen dürfte. Dem Vernehmen nach rechnet der Tessiner damit, Axel Weber dereinst als Präsident der Grossbank zu beerben. Mit Blick auf den Kurszerfall der UBS-Aktie sitzt Ermotti aber wohl weniger fest im Sattel als auch schon.
5. Warten auf den grossen Wurf
13,12 Millionen Franken sind sehr viel Geld. Aber viel zu wenig, um den Aktienkurs der UBS direkt zu bewegen. Ermotti & Co müssen deshalb vorab auf die Signalwirkung des Kaufs setzen – eine etwas hilflose Geste der grössten Privatbank der Welt.
Um den Kurs des Bankenriesen nachhaltig zu steigern, bräuchte es einen sehr viel grösseren Wurf, wie finews.ch unlängst festgestellt hat. Eben vorgemacht hat das Ginni Rometty, die Chefin des amerikanischen IT-Riesen IBM. Für sagenhafte 34 Milliarden Dollar hat sie die kleinere Cloud-Spezialistin Red Hat übernommen und ist damit mit ihrem Unternehmen eine enorme Zukunftswette eingegangen.
Das, lässt sich sagen, ist schon eher dem «all in»-Zug eines Pokerspielers gleichzusetzen.