Die Weisung der Finma an Raiffeisen Schweiz, die Umwandlung in eine AG zu prüfen, wirft hohe Wellen. Nun vermutet ausgerechnet eine ausländische Zeitung eine versteckte Agenda bei der Aufsicht.
Als die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) vergangenen Juni ihren Enforcement-Bericht zur Affäre Vincenz veröffentlichte, vermutete finews.ch: Die Passage zur Umwandlung von Raiffeisen Schweiz von einer Genossenschaft zu einer Aktiengesellschaft berge wohl die grösste Sprengkraft. «Raiffeisen Schweiz» schrieb die Finma damals, «wird verpflichtet, die Vor- und Nachteile einer Umwandlung von Raiffeisen Schweiz in eine Aktiengesellschaft vertieft zu prüfen».
Diese Vermutung bestätigt sich jetzt in einem Bericht der britischen «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig): Die wohl meistbeachtete Wirtschaftszeitung in Europa interessiert sich nun ebenfalls für die Schweizer Raiffeisen-Banken – wegen der Finma-Anordnung. Das Blatt glaubt, dass diese für Genossenschaften auf dem ganzen Kontinent Folgen haben könnte.
Exponiert bei einem Immobilien-Crash
Noch mehr: Mit der Weisung verfolge die Aufsichtsbehörde gar eine geheime Agenda. Der eigentliche Punkt sei, dass Genossenschaften in Krisenzeiten weniger schnell Geld aufnehmen könnten als eine AG. Dies mit Blick auf die jüngsten Warnungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vor erhöhten Risiken am Schweizer Immobilienmarkt.
Dort ist Raiffeisen die Marktführerin im Hypothekargeschäft. Allerdings musste die Bankengruppe als systemrelevantes Institut ihr Eigenkapital entsprechend stärken. Im Enforcement-Bericht argumentierte die Finma vorab mit den Vorteilen in Sachen Governance, welche die Rechtsform AG biete.
Bruno Gehrigs Swiss-Life-Beispiel
Die Briten sehen sich aber durch eine Aussage von Bruno Gehrig bestätigt, der bis im November einen Prüfbericht zu den internen Vorkommnissen bei Raiffeisen abliefern muss. Der ehemalige Swiss-Life-Präsident sagte in einem Interview, der Lebensversicherer hätte die Finanzkrise von 2008 nicht überlebt, wenn er noch eine Genossenschaft gewesen wäre.