Die Studie geht davon aus, dass 2017 und 2018 etwas Druck wegfallen wird. Zwei Faktoren spielen eine Rolle: Die Banken sind noch längst nicht so industrialisiert wie andere Branchen. Das wird dazu führen, dass man Menschen entlassen muss. Allerdings wird es gegenüber den grossen Ankündigungen der letzten Jahre eher ein schleichender Prozess sein.

Und der zweite Faktor?

Dort geht es darum, wie die Banken mit dem Wandel umgehen, und ob sie mit einer Vorwärtsstrategie auch Stellen schaffen können.

«Die Negativzinsen führen zu einer massiven Fehlallokation»

Was das unter dem Strich für die Arbeitsplätze auf dem Finanzplatz bedeutet, ist allerdings offen – auch, weil nicht zuletzt externe Effekte eine Rolle spielen.

Welche?

Vielleicht sehen wir bald eine Zinswende. Die Negativzinsen haben verheerende Auswirkungen. Das kann ich als Ökonom nicht deutlich genug betonen. Sie führen zu einer massiven Fehlallokation von Ressourcen, belasten unsere Vorsorgewerke – und das Zinsdifferenz-Geschäft der Banken ist eigentlich im Nullzins-Umfeld nicht möglich. Eine Anhebung der Zinsen würde folglich eine enorme Entlastung für die gesamte Finanzbranche bedeuten.

Nicht nur Stellen verschwinden, sondern auch Banken, wie sich 2016 zeigte. Wird die Konsolidierung 2017 an Fahrt gewinnen?

Der Konsolidierungsdruck wird anhalten. Der Regulator zwingt uns dazu, dass wir Geschäfte aufwändiger gestalten. Und wer von der Digitalisierung profitieren will, muss zuerst investieren. Das ist eine Herausforderung für die Banken. Wer die Zeichen der Zeit nicht sehen will, keine Strategie hat oder diese jedes Halbjahr auswechselt – der wird es schwer haben.

Weniger Stellen, Konsolidierungsdruck – kann die Region Zürich ihre Position als Nummer neun der zehn wichtigsten Finanzzentren der Welt mittelfristig halten?

In Europa sind wir sogar auf Platz zwei hinter London. Damit kann ich gut leben – mit dem Platz neun hingegen bin ich überhaupt nicht zufrieden! Wir müssen wieder Boden gut machen. Unternehmen, Standortförderung und Staat müssen sich dafür gemeinsam stark machen. Der Zuzug der China Construction Bank (CCB) ist ein gutes Beispiel dafür, dass das auch klappt.


Thomas Ulrich ist Präsident des Zürcher Bankenverband und Regionaldirektor der UBS Zürich. Mitglieder der Vereinigung sind rund 40 Banken mit insgesamt 50’000 Mitarbeitenden. Als assoziierte Mitglieder gehören ihm auch die wichtigsten Versicherungen auf dem Platz Zürich an.