Zurich Financial Services übernimmt die Autoversicherungs-Tochter von AIG mit 6000 Angestellten – und avanciert so zum drittgrössten Privatkunden-Versicherer in den USA.
Seit längerem deutete Zurich-Chef James Schiro an, an einer grösseren Akquisition interessiert zu sein, und gemunkelt wurde auch, dass der Mythenquai-Versicherer mit AIG über das Auto-Versicherungsgeschäft verhandle. Nun ist es offiziell: Zurich übernimmt die US Personal Auto Group von AIG zu 100 Prozent. Genauer: Der Autoversicherer von AIG geht an die amerikanische Zurich-Tochter Farmers Group.Diese wird damit in den USA drittgrössten Versicherer im traditionellen Direktvertrieb (ohne Partnervertriebsgeschäft), aber auch insgesamt zum drittgrössten Versicherer für das Privatkundengeschäft in den USA – hinter State Farm und Allstate.
«Der Ausbau des von Farmers betriebenen US-Privatkundengeschäfts war schon immer eine unserer strategischen Prioritäten», sagt Zurich-Konzernchef James J. Schiro. «Diese Übernahme zeigt auch, dass wir durch finanzielle Disziplin selbst in solch herausfordernden Zeiten Marktchancen wahrnehmen können, die mit unseren strategischen Zielen und finanziellen Vorgaben vereinbar sind.»
Prämienvolumen: 3,6 Milliarden Dollar
Der US-Versicherungsmarkt für das Privatkundengeschäft – der grösste weltweit – biete weiterhin attraktive Möglichkeiten, findet Zurich. Zudem könne Farmers mit der Akquisition sowohl weitere Grössenvorteile zu realisieren als auch qualifizierte Leute sowie technische Ressourcen an Land ziehen.
Es ist die grösste Abspaltung seit dem Bailout von AIG; der kriselnde Versicherungsgigant sucht dringend Abnehmer für Teile seines Geschäfts. Im Paket, das Zurich übernimmt, befindet sich der Direktversicherer 21st Century Insurance sowie AIGs Agency Auto.
Die ganze Gruppe beschäftigt rund 6'000 Leute und erzielte im letzten Geschäftsjahr ein Prämienvolumen von 3,6 Milliarden Dollar, wovon etwa drei Viertel auf das Direktgeschäft entfielen. Damit erzielte AIG einen Vorsteuergewinn von 99 Millionen Dollar.
Kauf für 1,9 Milliarden, Teilweiterverkauf für 1,4 Milliarden
Zurich wird zunächst AIGs US Personal Auto Group für rund 1,9 Milliarden Dollar kaufen und das regulierte Versicherungsgeschäft umgehend für etwa 1,4 Milliarden Dollar in bar an die Farmers Exchanges weiter verkaufen. Farmers Exchanges ist keine offizielle Tochterfirma von Zurich, arbeitet aber eng mit ihr zusammen.
Am Ende resultiert für Zurich also ein Nettofinanzierungsbedarf von einer halben Milliarde. Davon werden 0,4 Milliarden Dollar in Form eines nachrangigen Schuldpapiers (Capital Note) geleistet.
Des Weiteren wird Zurich den Farmers Exchanges zusätzliche Versicherungskapazitäten bieten, indem die bestehende Quotenrückversicherung gegenüber den Farmers Exchanges um rund 2,8 Milliarden Dollar von 25 auf 40 Prozent erhöht wird. Der als Folge dieser Transaktion erhöhte Kapitalbedarf von Zurich, um die Akquisition und das neu erworbene Geschäft zu unterlegen, wird durch den Verkauf von Zurich Stammaktien gedeckt, die voraussichtlich 1,1 Milliarden Dollar einbringen werden, sowie durch die Ausgabe der Capital Note, die direkt beim Verkäufer platziert wird.
Wichtig: Mithalten im Direktgeschäft
Nachdem in den letzten zehn Jahren bereits mehrere bedeutende Unternehmen übernommen und in die Vertriebsplattform von Farmers integriert wurden, zielt diese Transaktion darauf ab, die Wettbewerbsposition von Farmers weiter zu stärken und zu konsolidieren. Sie ermöglicht einen beschleunigten Einstieg in den Direktvertriebskanal, dessen Marktanteil zwischen 1997 und 2006 von 7,7 auf 18,0 Prozent des gesamten US-Autoversicherungsmarkts gewachsen ist.
Die vereinbarte Transaktion erweitert den Kundenkreis für das Farmers-Privatkundengeschäft um etwa 1,5 Millionen Direkt-Autoversicherungskunden und könnte zudem jährlich zu einem Zuwachs von schätzungsweise über 500'000 Neukunden führen, erwartet Zurich. Zugleich wurden das Einzugsgebiet sowie die Produktpalette beträchtlich vergrössert, insbesondere in den östlichen US-Bundesstaaten, einem der wichtigsten Zielmärkte von Farmers.