Die Auswirkungen des Klimawandels und die damit verbundenen steigenden Risiken und Schäden durch Naturkatastrophen waren bereits am Versicherer-Branchentreffen Anfang September in Monaco eines der grossen Themen. Jetzt hat der weltgrösste Rückversicherer Munich Re seine Schätzungen für das vergangene Jahr vorgelegt.
Derzeit beherrschen die Bilder der verheerenden Brände in und um Los Angeles die Medien. Anhaltende Dürre und starke Winde haben die Feuer, die bereits mehrere Menschenleben gefordert haben, begünstigt.
Das der Klimawandel Naturkatastrophen wie Wirbelstürme, Überschwemmungen oder eben Grossbrände begünstigt, ist nicht mehr zu leugnen. Das belegen auch die nun von dem Rückversicherer Munich Re vorgelegten Schätzungen zu den Schäden aus solchen Ereignissen im Jahr 2024.
Demnach betrugen die volkswirtschaftlichen Gesamtschäden aus Naturkatastrophen im vergangenen Jahr weltweit insgesamt 320 Milliarden Dollar. Versichert waren davon 140 Milliarden Dollar, wie es in der am Donnerstag publizierten Studie heisst.
Dritteuerste Jahr seit 1980
Damit sei das vergangenen Jahr nach Gesamtschäden das fünftteuerste Jahr seit 1980 und nach versicherten Schäden das drittteuerste. Die Werte liegen auch klar oberhalb der inflationsbereinigten Durchschnittswerte der vergangenen Jahrzehnte. Der Dreissig-Jahres-Schnitt liege bei den Gesamtschäden bei 181 Milliarden Dollar, der Zehn-Jahres-Schnitt bei 236 Milliarden.
«Ein Hitzerekord nach dem anderen, die Folgen sind verheerend», sagt Vorstandsmitglied Thomas Blunck. «Die zerstörerischen Kräfte, die der Klimawandel mit sich bringt, werden immer offensichtlicher, und diese Tatsache wird von der Wissenschaft untermauert. Die Gesellschaften müssen sich für stärkere Wetterkatastrophen wappnen.»
Wetterkatastrophen verursachten 93 Prozent der Gesamtschäden und 97 Prozent der versicherten Schäden des Jahres. Etwa 11’000 Menschen seien 2024 durch Naturkatastrophen ums Leben gekommen – deutlich weniger als im Durchschnitt früherer Jahre.
Grösste Schäden durch Hurrikan Helene
Den grössten volkswirtschaftlichen Schaden hinterliess demnach der Hurrikan Helene mit 56 Milliarden Dollar, davon entfielen etwa 16 Milliarden Dollar auf Versicherer. Hurrikan Milton verursachte einen Gesamtschaden von 38 Milliarden Dollar, wovon 25 Milliarden versichert waren.
Das drittteuerste Naturereignis war das Erdbeben in Japan am Neujahrstag 2024 mit einem Gesamtschaden von rund 15 Milliarden Dollar einem versicherten Schaden von rund 2,5 Milliarden.
(Grafik: Munich Re)
Einfluss des Klimawandels vielfach belegt
Der Einfluss des Klimawandels auf Wetterkatastrophen ist von der Forschung vielfach belegt, schreibt der Versicherer weiter. In vielen Regionen werden Schwergewitter und Starkniederschläge häufiger und extremer. Tropische Wirbelstürme nehmen tendenziell zwar nicht in der Anzahl zu, aber der Anteil extremer Wirbelstürme wächst. Sie wiederum verstärken sich bei ihrer Entwicklung sehr rasch und haben extreme Niederschläge im Gepäck.
Als Beispiele werden dabei auch die Überschwemmungen in Brasilien, Valencia oder Dubai genannt.
Widerstandskraft stärken
«Den Preis für schlimmere Wetterextreme zahlen alle, aber besonders die Menschen in kaum versicherten Ländern und mit weniger öffentlicher Finanzkraft für einen raschen Wiederaufbau», sagt der Chef-Klimatologe Tobias Grimm. «Die Weltgemeinschaft muss endlich handeln und Wege finden, die Widerstandskraft der besonders gefährdeten Länder zu stärken.»