Die Versicherer von wertvollen Kunstwerken sorgen sich seit jeher ums Klima. Meist jedoch um das Raumklima mit Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Sonneneinstrahlung, die den versicherten Objekten zusetzen können. Wenn junge Aktivisten an der Kunst kleben oder mit Suppe und anderen Flüssigkeiten um sich werfen, dürften auch die Prämien steigen.
Es waren spektakuläre Aktionen, mit denen die Aktivisten der «Last Generation» gegen die Nutzung fossiler Brennstoffe protestieren. Dabei traf es etwa Vincent van Goghs «Sonnenblumen» in der National Gallery in London mit Tomatensuppe oder Gustav Klimts «Tod und Leben» im Leopold Museum in Wien, das mit einer schwarzen Flüssigkeit beworfen wurde, die offensichtlich Öl repräsentieren sollte. Den Kunstwerken, die durch Glasscheiben geschützt waren, geschah dabei zum Glück nichts, wie die Museen später mitteilten.
Trotzdem lassen diese Aktionen die Nervosität nicht nur bei den Museen und Kunstbesitzern steigen, sondern auch bei den Versicherungen, wie «Reuters» berichtet. «Im Moment sind es nur Klimawandel-Aktivisten, die hauptsächlich aus der liberalen Mittelschicht stammen und nicht wirklich die Absicht haben, die Werke zu beschädigen», sagte Robert Read, Leiter des Bereichs Kunst und Privatkunden beim britischen Versicherer Hiscox. «Wir machen uns Sorgen, dass es sich auf andere Protestgruppen ausbreitet, die weniger vornehm sind und eine weniger fürsorgliche Haltung einnehmen werden.»
Fragilität nicht unterschätzen
Es könnte nur eine Frage der Zeit sein, bis Kunstwerke vandalisiert werden, insbesondere wenn sich die Proteste über den Klimaaktivismus hinaus ausweiten. Anfang November hatten rund 100 Galerien, darunter das New Yorker Guggenheim oder der Pariser Louvre, eine Erklärung abgegeben, in der es hiess, die Aktivisten würden «die Fragilität dieser unersetzlichen Objekte stark unterschätzen».
Während Museen oft über den Staat oder andere öffentliche Träger gegen Schäden abgesichert sind, spielen Versicherungen für private Kunstsammler eine grosse Rolle. Auch beim Verleih unter den Museen selbst, etwa zur Realisierung von Sonderschauen, ist die Versicherung der Leihgabe-Objekte für Transport und Schau oft der grösste Kostenpunkt.
Die Kosten für die Reparatur eines Rahmens und die Neuaufhängung eines Bildes könnten Zehntausende von Dollar erreichen, sagt Filippo Guerrini Maraldi, Leiter des Bereichs Kunst beim Versicherungsmakler Howden. «Das Risikoprofil hat sich jetzt geändert. Die Versicherer könnten sagen: ‘Ich will nächstes Jahr ein bisschen mehr Geld haben’ und ‘Was tun Sie für die Sicherheit?’» Auch die Kunstbesitzer seien nervöser geworden. «Wir haben bereits mehrere Anfragen von Kunden erhalten, die Werke in Museen haben und darum bitten, diese einzulagern.»
Das Prämienvolumen auf dem Kunstversicherungsmarkt habe zuletzt bei rund 750 Millionen Dollar gelegen, so der Bericht weiter. 2020 und 2021 seien die Prämiensätze um rund 5 Prozent gestiegen und blieben in diesem Jahr stabil. Doch nun wird in der Prämienrunde im Januar ein Anstieg erwartet.
Klima selbst sorgt für höhere Risiken
Die Aktivisten dürften dabei aber nur eine untergeordnete Rolle spielen. Eine grosses Gewicht hat vor allem die hohe Inflation. Auch das, worauf die Aktivisten mit ihren Aktionen hinweisen wollen, ist ein Faktor. Die allgemeinen Risiken steigen, auch durch den Klimawandel mit Überschwemmungen, Dürren oder Bränden.
So hatte etwa im August ein starkes Gewitter in Riehen in der Fondation Beyeler zu einem Wassereinbruch geführt. Laut der Stiftung blieben alle Kunstwerke, die im Rahmen der Ausstellung «Mondrian Evolution» gezeigt wurden, unversehrt. Bei den Werken der Sammlung mussten bei zweien weitere konservatorische Analysen vorgenommen werden, wie es hiess.