Thomas Bechtler und Bénédict Hentsch ziehen die Konsequenzen und treten als Verwaltungsräte nicht mehr an. Über die Strategie wird intensiv beraten.

Für Stefan Lippe, seit Wochenfrist neuer CEO der Swiss Re, ist dies kein Traumstart. Als Nachfolger von Jacques Aigrain muss er nun dessen waghalsige Strategie ausbaden, die darauf hinaus lief, den ehemals soliden Rückversicherungskonzern in einen hoch spekulativen Hedge-Fund umzuwandeln - mit dem Resultat: 864 Millionen Franken Verlust im Geschäftsjahr 2008 sowie eine Eigenkapitalrendite von -3,4 Prozent. Der Vergleich mit dem Vorjahr ist frappant: 2007 erzielte die Swiss Re noch einen Gewinn von 4,2 Milliarden Franken und die Rendite auf das Eigenkapital betrug noch 13,5 Prozent.

Die alarmierende Situation führte vergangene Woche nicht nur zum Rücktritt von Konzernchef Jacques Aigrain, sondern brachte auch den Verwaltungsrat massiv unter Druck. Vor allem die federführenden Mitglieder Peter Forstmoser (Präsident) und Walter Kielholz (Vizepräsident) sehen sich mit einer enormen Kritik konfrontiert, da sie den riskanten Unternehmenskurs billigten, wie auch finews.ch berichtete.

Klarheit spätestens am 13. März 2009

Derzeit berät der Verwaltungsrat über Strategiefragen und will die Resultate an der Generalversammlung vom 13. März präsentieren. Der Genfer Privatbankier Bénédict Hentsch und der Zuger Industrielle Thomas Bechtler streben keine neue Amtszeit an. Ihre Mandate laufen dieses Jahr aus. Wie es um Kielholz und Forstmoser bestellt ist, war heute nicht in Erfahrung zu bringen. Der Konzern liess erst verlauten, dass die Organisationsstruktur weiter gestrafft werden soll.

Während das Anlageergebnis massiv enttäuschte, erzielte der Konzern im Kerngeschäft ein sehr gutes versicherungstechnisches Ergebnis. Die Sparten Property & Casualty sowie Life & Health verzeichneten 2008 einen operativen Gewinn von 4,5 Milliarden Franken. Die hohe Ertragskraft der Swiss Re wird durch die gestiegene Kundennachfrage und durch höhere Rückversicherungspreise sowohl für Property & Casualty als auch für Life & Health gestützt, wie das Unternehmen weiter mitteilte.

Stefan Lippe erkennt Kundenvertrauen

Erstversicherer zeigten angesichts ihrer geschrumpften Kapitalbasis weniger Risikobereitschaft, wodurch die Nachfrage nach Rückversicherung zunehme. Die Erneuerungsrunde 2009 war von rund 2 Prozent höheren Prämiensätzen geprägt, was bei konstanten Wechselkursen zu einer Zunahme des Prämienvolumens von rund 6 Prozent führte. «Das positive Ergebnis der Erneuerungsrunde vom Januar zeigt, dass die Kunden uns vertrauen», sagte Stefan Lippe.