Beim Start hoffte der digitale Vermögensverwalter noch auf 1 Milliarde Franken Kundenvermögen. Nun zieht ihm die Assekuranz-Mutter den Stecker.

Die Allianz Suisse stellt ihre digitale Vermögensverwaltung Elvia E-invest per Ende November 2019 ein. Dies teilte die Schweizer Assekuranz-Tochter des deutschen Finanzkonzerns am Montag mit. Der Markt zeige noch nicht die erwartete Dynamik, begründete das Unternehmen im Schreiben den Entscheid.

Vergangenen September hatte die Glarner Kantonalbank (GLKB), eine Pionierin auf dem Gebiet, ihreseits das Angebot «Investomat» aus dem Regal genommen, wie auch finews.ch berichtete.

«Riesengrosses Bedürfnis»

Vor zwei Jahren war man beim Robo-Advisor noch hoffnungsvoll gewesen. CEO Klaus Thaler sprach damals zu finews.ch von einem «riesengrossen Kundenbedürfnis» und steckte sich mit dem Startup das Ziel, binnen zehn Jahren 1 Milliarde Franken an Kundengeldern anzuziehen.

Nun stellt das Mutterhaus Allianz Suisse fest, der Schweizer Markt sei noch nicht reif für ein rein digitales Angebot. Stattdessen will der Versicherer nun den Fokus auf die «grossen Potenziale» im persönlichen Vorsorgegeschäft schärfen.

Auf Anfrage von finews.ch hin hiess es, für Mitarbeitende von Elvia E-invest würden neue Möglichkeiten innerhalb der Allianz Suisse gesucht. Insgesamt seien von der Schliessung zwei Personen betroffen.

0,01 Prozent Marktanteil

Mit dem Aus für den Allianz-Suisse-Robo hat die aufstrebende Szene der digitalen Vermögensverwalter noch einen Protagonisten weniger; tatsächlich bewegen sich die digitalen Helferlein auf einem harten Pflaster. So verwalteten die Roboter in der Schweiz gemäss einer Branchenstudie im Jahr 2018 knapp unter 320 Millionen Franken. Das entspricht einem Anteil von 0,01 Prozent an den hierzulande gesamthaft verwalteten Vermögen.

Das Problem sind laut jener Analyse weniger die Performance, sondern die zu hohen Kosten der Angebote.

Postfinance vor dem Start

Nach dem Ausscheiden von Investomat und Elvia E-Invest sind hierzulande noch die Angebote des VZ Vermögenszentrums, von Swissquote, der Saxo Bank sowie der unabhängig wirkenden Robo-Advisor Descartes Finance, Selma Finance, Simplewealth und Truewealth unterwegs. Ebenfalls in der Schweiz Fuss gefasst hat die anglo-deutsche Konkurrentin Scalable Capital.

Derweil laboriert die Postbank Postfinance zusammen mit dem Fintech Additiv an einem digitalen Vermögensverwalter. Geht dieser an den Start, geschieht dies in einem Umfeld, wo andere bereits wieder umkehren.