Eine wichtige Botschaft an alle Asset Manager, ihre Arbeit gut zu machen: Die berufliche Vorsorge in Schweizer Unternehmen trägt zur Attraktivität des hiesigen Wirtschaftsstandorts bei.
Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY hat in seiner diesjährigen Vorsorgestudie die Unternehmenssicht zur beruflichen Vorsorge erfasst.
Bei der im Schweizer Markt in dieser Form erstmals durchgeführten Befragung wurden in diesem Sommer 85 Entscheidungsträger aus Finanz-und Personalabteilungen sowie Geschäftsführer von Schweizer Unternehmen unterschiedlicher Grösse befragt.
Ideal für die Rekrutierung
Die Umfrageresultate zeigen deutlich, dass die berufliche Vorsorge von der überwiegenden Mehrzahl der Schweizer Unternehmen unterstützt wird. Knapp 9 von 10 (89 Prozent) befragten Unternehmensvertretern stimmen der Aussage zu, dass die berufliche Vorsorge zur Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Schweiz und der Arbeitsplätze beiträgt.
Über 80 Prozent der Human-Resources-Verantwortlichen und der Vertreter der Finanzabteilungen schätzen, dass die Pensionskassenleistungen für die Mitarbeitenden einen wichtigen Bestandteil der Attraktivität ihres Unternehmens darstellen. Dies bestätigt auch die Aussage von 42 Prozent, dass die von ihnen angebotene Vorsorge ein wichtiges Instrument ist, das gezielt zur Gewinnung der besten Mitarbeitenden im Arbeitsmarkt eingesetzt wird.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor eines vorbildlichen Vorsorgesystems sind zweifelsohne hohe Wertsteigerungen (Performance) auf den Versicherungsgeldern – ohne dabei die Risiken aus den Augen zu verlieren. Insofern sind die Schweizer Asset Manager durchaus gefordert, falls die berufliche Vorsorge auch in Zukunft zur Attraktivität des hiesigen Wirtschaftsstandorts beitragen soll.
Grosser Aufwand
Zwar bejaht auch exakt die Hälfte den grossen finanziellen und administrativen Aufwand für Unternehmen in der Schweiz, der mit der beruflichen Vorsorge einhergeht. Aber nur 13 Prozent bezeichnen diesen Aufwand als Wettbewerbsnachteil für ihre Unternehmen im Vergleich zum Ausland.
In diesem Kontext ist die Motivation für die Erbringung überobligatorischer Leistungen interessant: Über die Hälfte (54 Prozent) der Befragten meint, dass ihr Unternehmen, wenn es keine Leistungen über dem BVG-Obligatorium ausrichten würde, im Vergleich mit anderen Unternehmen auffiele, was negative Auswirkungen auf die Rekrutierung von Mitarbeitenden zur Folge hätte.
Liberalisierung des Überobligatoriums
Und wiederum nur eine knappe Mehrheit befürwortet eine Liberalisierung des Überobligatoriums (versicherte Einkommensanteile über 84'240 Schweizer Franken).
Eine erstaunliche Tatsache, geht man von der Annahme aus, dass Unternehmensvertreter grundsätzlich ein Interesse an einer Verminderung der Unternehmensrisiken aus der Vorsorge haben sollten, welche mit diesem Liberalisierungsschritt möglich wären.
Finanzierbarkeit bald auf der Tagesordnung
«Vorsorge wird primär als Mittel zur Steigerung der Attraktivität des Arbeitgebers und als Pflichtaufgabe wahrgenommen. Die Unternehmen sind daher zurückhaltend, wenn es um Anpassungsmassnahmen geht. Diese Zurückhaltung ist einerseits verständlich, andererseits muss das Thema der langfristigen Finanzierbarkeit bald auf die Tagesordnung. Die Politik ist gefragt, die Unternehmen hierin nicht alleine zu lassen und die Unternehmen wiederum, untereinander den gemeinsamen Schulterschluss zu suchen, um verantwortungsvolle Lösungen zu finden», sagt Hans-Jürgen Wolter, Initiatiant der Studie und Pensionskassenexperte bei EY Financial Services Schweiz.
Die Übertragung von Schweizer Vorsorgeverpflichtungen in die internationale Rechnungslegung (IFRS und US GAAP) führt im Normalfall zu einer Erhöhung der Verbindlichkeiten für Pensionen in der Bilanz im Vergleich zu den Werten nach Schweizer Rechnungslegung.
Fragen nach der Bilanzierung
Ein Drittel der befragten Unternehmen ist demzufolge auch der Meinung, dass die Behandlung von Schweizer Vorsorgeverpflichtungen nach internationalen Rechnungslegungsstandards darin resultiert, dass nicht nach diesen Standards bilanziert wird.
Allerdings überlegen sich von den Unternehmen, die bereits nach IFRS oder US GAAP bilanzieren, lediglich 7 Prozent, diese Bilanzierung wegen der Pensionsverpflichtungen wieder einzustellen.