Schweizer Bauern haben fast 50 Jahre lang ihre Angestellten mit einer Krankenversicherung versorgt. Nun zieht sich die Agrargenossenschaft Fenaco mit einer interessanten Begründung aus dem Geschäft zurück.

Über viele Jahrzehnte konnten die Mitglieder der Fenaco die Lohnfortzahlung für ihre Mitarbeitenden im Krankheitsfall genossenschaftsintern versichern. Nun ist damit aber Schluss, wie Recherchen von finews.ch ergeben. Das seit 1974 existierende und durch einen regionalen Genossenschaftsverband im Jahr 1993 in die Fenaco eingebrachte Geschäft wird nicht mehr weiterbetrieben.

Dies bestätigte eine Mediensprecherin der Fenaco gegenüber finews.ch. Dabei ist die Begründung besonders interessant: Die gesetzlichen Auflagen seien in den vergangenen Jahren laufend gestiegen, hiess es. Für kleinere Versicherungen sei es daher sehr anspruchsvoll, diese zu erfüllen und gleichzeitig ein gutes Verhältnis zwischen Verwaltungskosten und Prämieneinnahmen zu erreichen, führte Fenaco weiter aus.

Fokus auf das Wesentliche

Ausserdem komme hinzu, dass das Versicherungsgeschäft keine Kernkompetenz der Fenaco-Genossenschaft sei. Andere Sparten der Assekuranz würden ohnehin nicht betrieben.

Was passiert nun mit dem existierenden Policen? Im Rahmen einer Ausschreibung wurde das Portfolio auf den Markt gebracht. Dabei erhielt laut der Agrargenossenschaft die Swica-Gruppe per 1. Januar 2020 den Zuschlag dafür. Die offenen Fälle seien aber nicht auf die Krankenversicherungsgruppe übertragen worden. Diese verblieben weiterhin bei Fenaco. «Es bestehen genügend Reserven, um die offenen Fälle zu finanzieren», erklärte die Fenaco-Mediensprecherin weiter. Sobald diese erledigt sind, wird die entsprechende Stiftung aber liquidiert.

Lücke bei Angaben

Bei dem nunmehr eingestellten Geschäft handelt es sich um eine Krankentaggeldversicherung. Der Arbeitgeber zahlte dabei jeweils die Prämien ein. Was nun der erhöhten Regulierung zum Opfer gefallen ist, war bei Recherchen von finews.ch aufgefallen, weil die Fenaco-Mitgliedgenossenschaften als zulässiger Krankenversicherer in der Schweiz aufgeführt sind, allerdings für das Jahr 2021 keinen KVG-Solvenztest ausgewiesen hatten.

Wegen der Übertragung des Geschäfts auf die Swica-Gruppe und aufgrund der wenigen offenen Schadensfälle hatte das Bundesamt für Gesundheit BAG auf die Erbringung dieses Solvenztests verzichtet, wie die Behörde später auf Anfrage gegenüber finews.ch bestätigte.