Ohne Unterstützung durch Politik und Behörden wird das grenzüberschreitende Private Banking die tiefgreifenden Veränderungen schwerlich meistern, meint Raphael Vannoni von der Schweizerischen Bankiervereinigung.
Raphael Vannoni ist Leiter Econonic Analysis bei der Schweizerischen Bankiervereinigung
Gemäss Boston Consulting Group stiegen die grenzüberschreitend verwalteten Privatvermögen 2012 um 9 Prozent auf 8'500 Milliarden Dollar. Der Schweizer Finanzplatz bleibt mit einem Anteil von 26 Prozent nach wie vor Weltmarktführer.
Schätzungen gehen davon aus, dass wir diese Position auf absehbare Zeit halten können. Doch dies ist nicht gottgegeben, sondern hängt im Wesentlichen auch von den relevanten Rahmenbedingungen ab. (siehe «Vermögensverwaltung – global und in der Schweiz», November 2013)
Automatischer Informationsaustausch schreitet voran
Allen voran wird MiFID II (vgl. Blogbeitrag von Stefan Hofmann) eine der grössten Profitabilitätsbremsen für Banken in der Schweiz darstellen. Im Bereich des automatischen Informationsaustausches (AIA) geht die OECD mit grossen Schritten voran. Sie beabsichtigt, bis 2015 einen automatischen Informationsaustausch zu etablieren.
Ich rechne damit, dass die in der Schweiz verwalteten Vermögen nach Einführung eines AIA innerhalb der OECD kurzfristig sinken werden. Grund dafür wird die Vergangenheitsbewältigung sein.
Langfristig kann jedoch von einem steigenden Kundenvertrauen und einer entsprechenden Zunahme der verwalteten Vermögen ausgegangen werden. Der Fokus in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung wird daher in Zukunft auf Integrität, Transparenz und nicht zuletzt auf der Performance liegen.
Verstärkter Kostendruck
Verschärfte Regulierungsanforderungen und sinkende Margen setzen die Branche zusehends unter Druck. So stieg die Cost-Income-Ratio der Banken in der Schweiz 2012 auf 70,4 Prozent. Damit liegt dieser Wert weitaus höher als noch 2005 (56,7 Prozent). Allerdings hat der Kostendruck noch nicht zu vermehrten Konsolidierungen im Schweizer Bankensektor geführt. Insgesamt erfolgten 2012 und 2013 14 Fusionen und Übernahmen. Per Ende 2012 waren auf dem Schweizer Finanzplatz 297 Banken tätig.
Verlässliche Rahmenbedingungen sind unabdingbar
Der Schweizer Finanzplatz war in Vergangenheit für stabile und verlässliche Rahmenbedingungen berühmt und geschätzt. Banken und ihre Kunden konnten von den Standortfaktoren wesentlich profitieren. Doch ich sehe diese zunehmend gefährdet, unter anderem durch stetige Anpassungen des Schweizer Rechts, durch Unsicherheiten in Zusammenhang mit der Harmonisierung von Steuerpraktiken sowie durch die Zurücknahme der Marktöffnung (vgl. den Blogbeitrag Markus Staub).
Behörden und Politik sind nun gefordert, den Finanzplatz – aber auch den gesamten Wirtschaftsstandort – weiterhin mit stabilen und verlässlichen Rahmenbedingungen zu unterstützen. Nur so können sich die Banken ihrer Kernkompetenz widmen: der Geschäftstätigkeit im Auftrag der Kunden.