Die Genossenschaftsbank Raiffeisen diskutiert intern die Abschaffung der Nachschusspflicht für Genossenschafter.
Die Bedenken vieler Genossenschafter, dass sie zur Kasse gebeten werden, wenn die Notenstein-Akquisition nicht zum Erfolg wird, zertreut Raiffeisen-CEO PierinVincenz in einem Interview mit der «Neuen Luzerner Zeitung». Raiffeisen diskutiert intern die Abschaffung der Nachschusspflicht.
Überflüssig
«Die neusten Indikationen deuten darauf hin, dass wir sie nicht mehr wollen. Ich meine, wir rechnen sowieso nicht damit, dass wir sie brauchen werden, dann können wir diese Pflicht auch aufheben. Entschieden wird in den nächsten zwölf Monaten», sagt Vincenz gegenüber der Zeitung.
Diese Pflicht komme aus der Vergangenheit, als diese Nachschusspflicht noch als Eigenkapital ausgewiesen werden konnte. Das ist heute nicht mehr der Fall.
Umwandlung in eine AG nicht aktuell
Eine Umwandlung der Raiffeisenbank in eine Aktiengesellschaft ist nicht aktuell: Mit dem Erfolg von Raiffeisen – auch wenn dieser nicht nur auf die Organisationsform zurückzuführen sei – habe sich diese Diskussion erübrigt, erklärt Vincenz.
Die Genossenschaft sei durchaus ein gutes Modell — auch oder gerade für eine Bank. Auch als Genossenschaft müsse man betriebswirtschaftlich fit sein. «Das ist kein Widerspruch. Auch wir müssen unser System optimieren und Kosten einsparen. Und ab und an muss auch Raiffeisen eine Bankstelle schliessen. Am Schluss kann das Ergebnis aber sozialverträglich sein», sagt Vincenz.
Gesellschaftsform kein Handicap mehr
Der Genossenschaftsstatus ist heute auch kein Handicap mehr in der Rekrutierung von kompetentem Personal: «Früher war es für uns schwierig, Mitarbeiter zu rekrutieren. Als ich vor 16 Jahren zu Raiffeisen gewechselt habe, fehlten vor allem Spezialisten. Heute ist es genau umgekehrt: Die Stabilität und Konstanz der Raiffeisen-Gruppe ist sehr gefragt», erklärt Vincenz.
Der Kunde komme nicht mehr allein aus Sympathie zur Idee, sondern der Kompetenz wegen zu Raiffeisen, hält er fest.
Notenstein kein Paukenschlag
Die Akquisition von Notenstein stehe nicht im Widerspruch zur Genossenschaftsidee. Eine Diversifikation, um die Abhängigkeit vom Zinsengeschäft zu reduzieren, sei in den Raiffeisengremien schon lange diskutiert worden und werde auch von der Organisation getragen.
«Der letzte Entscheid, welches Institut und wann das passieren soll, kann jedoch nicht mehr basisdemokratisch entschieden werden», sagt Vincenz. Aber wenn die Strategie abgesegnet ist, dann könne der Verwaltungsrat innert kurzer Zeit handeln. «Der überraschende Paukenschlag ist nicht unser Ding», sagt Vincenz.