Die Top-Banken, die Künstliche Intelligenz nutzen, haben die Sicherung und Ausbildung von KI-Talenten zur Priorität gemacht. Die UBS gehört hier zu den führenden Instituten, wie eine brandneue Auswertung unter den weltweit 50 grössten Banken zeigt.
Zum zweiten Mal in Folge führt der US-Finanzgigant J.P. Morgan die Rangliste des «Evident AI Index» für den Reifegrad Künstlicher Intelligenz (KI) unter 50 Grossbanken weltweit an. Das US-Finanzinstitut Capital One und die kanadische Royal Bank of Canada (RBC) sind dem Wall-Street-Riesen von CEO Jamie Dimon mit ihrer KI-Kompetenz dicht auf den Fersen. Die Schweizer Grossbank UBS setzt sich im Spitzenfeld fest.
US-Institute führend
Der «Evident AI Index» wurde vom britischen Research-Haus Evident entwickelt, um die Transparenz der Ansätze verschiedener Banken beim Aufbau und der Entwicklung von KI zu erhöhen. Vier Bereiche werden gemessen: die Stärke der KI- und Datentalente und die Rekrutierungsbemühungen (Kategorie Talent), die Schritte, die Banken unternehmen, um unternehmensweite Innovationen voranzutreiben (Innovation), die Priorität von KI in der Unternehmensführung (Leadership) und die öffentliche Kommunikation der verantwortungsvollen KI-Agenda der Bank (Transparenz).
Generell wird der Index von nordamerikanischen Banken dominiert, die sechs der ersten zehn Plätze belegen: Zu J.P. Morgan, Capital One und RBC gesellen sich Wells Fargo, Goldman Sachs und Citi. Asiatische und europäische Finanzinstitute hinken hingegen hinterher. Erfreulich ist, dass die Schweizer Grossbank UBS nach wie vor zur internationalen Spitze gehört.
Europäer hinken hinterher
Während die australische Combank (Platz 6) und das singapurische Finanzinstitut DBS (Platz 10) den asiatisch-pazifischen Raum in den Top-Ten vertreten, finden sich da mit der UBS und der niederländischen ING nur zwei europäische Finanzinstitute. Im Vergleich zur ersten Erhebung von Evident zu Jahresbeginn hat sich die UBS allerdings um einen Platz auf Rang 5 verschlechtert, ebenso die ING auf Rang 8.
Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass der Index zu Jahresbeginn erst die 23 grössten Banken in Nordamerika und Europa umfasste. Inzwischen misst das Barometer 50 Indexmitglieder.
Insgesamt hinken die europäischen Banken ihren nordamerikanischen Konkurrenten hinterher. Der französische Kreditriese BNP Paribas rangiert nur auf Platz 12, der britische Gigant HSBC (Platz 13) liegt knapp dahinter. Die meisten europäischen Banken liegen im Mittelfeld oder darunter. Die spanische Santander führt mit Platz 21 die Südeuropäer an, nordische Banken finden sich erst in den 40er-Rängen.
Wettlauf um KI-Talente spitzt sich zu
Unterdessen verschärft sich der Wettbewerb um KI-Talente. Von Mai bis September 2023 stieg das Volumen der KI-Talente bei den untersuchten Banken um 10 Prozent, während die Gesamtzahl der Mitarbeiter um 2,5 Prozent sank, so die Spezialisten von Evident. Capital One ist in diesem Bereich weltweit führend.
Die UBS belegt im weltweiten Bankenvergleich den dritten Platz, während sie in den Kategorien Innovation (19), Leadership (17) und Transparenz (22) deutlich schlechter abschneidet. Im Bereich KI hat die UBS also noch viel Luft nach oben.
In Europa ist die UBS in der Kategorie Talent führend, unterstützt durch die Übernahme der Konkurrentin Credit Suisse (CS). Die Analysen von Evident zeigen, dass die AI-Talente bei beiden Banken vom Stellenabbau im Zuge des Zusammenschlusses weitgehend verschont blieben. Infolgedessen hat die UBS die ING als europäischen Spitzenreiter bei KI-Talenten abgelöst – mit einem 1,9-fachen KI-Talentpool der ING. Darüber hinaus liegen ING und UBS nun gleichauf bei der geschätzten Dichte an KI-Talenten (etwa 4 Prozent ihrer Belegschaft).