Die Credit Suisse hat das Geschäft mit Debt-for-Nature-Swaps bisher dominiert. Mit der Übernahme durch die UBS steht die Einheit jedoch vor einer ungewissen Zukunft.
Schuldentausch zugunsten von Naturschutz: Das Geschäft mit sogenannten Debt-for-Nature-Swaps soll vor allem Schwellenländern helfen, ihre Schuldenlast zu verringern und gleichzeitig die Umwelt zu schützen.
Die Credit Suisse (CS) gilt darin als Pionierin und hat die wachstumsstarken Nische des ESG-Geschäfts bisher dominiert.
Anleihe zum Schutz der Meere
Dieser Tage hat die Grossbank die bisher grösste Transaktion durchgeführt, indem sie einen 656 Millionen Dollar schweren Deal für Ecuador durchführte.
Bei der Transaktion erwarb die Credit Suisse Staatsanleihen des südamerikanischen Landes mit einem Abschlag. Im Gegenzug vergab sie ein neues, kleineres Darlehen, das an Verpflichtungen des Staates zum Schutz der Meere gekoppelt ist. Die CS finanzierte die Transaktion durch die Emission an den Schutz der Meere gebundener Anleihen.
Fiskalische Erleichterungen
Das Rekordgeschäft in Ecuador folgte auf Swaps, welche die CS im vergangenen Jahr über 150 Millionen Dollar für Barbados und im November 2021 über 364 Millionen Dollar für das zentralamerikanische Belize abgeschlossen hatte.
Insgesamt hat die Grossbank etwa 2,3 Milliarden Dollar an Schulden zurückgezogen und diese durch neue Finanzierungen im Wert von etwa 1,2 Milliarden Dollar ersetzt, sagte Ramzi Issa, Global Head of Credit Investor Products Structuring bei der Credit Suisse, in einem Interview mit «Bloomberg».
Dieser Schuldenerlass bringt den begünstigten Staaten fiskalische Erleichterungen. Zudem wurden gemäss Issa über 680 Millionen Dollar an Finanzmittel für den Meeresschutz zugewiesen, die es zuvor nicht gab.
Weitere Länder interessiert
Inzwischen wächst die Liste der Länder, die ihr Interesse an einem Tausch von Schulden gegen Naturkapital bekunden. Dem Vernehmen nach prüfen Surinam, Sri Lanka, Gambia, Kolumbien, Pakistan, Eswatini und Kenia solche Finanzierungsvereinbarungen.
Nach einer Reihe von Tauschgeschäften zum Schutz der Meere will Issa nun auch mehr Geschäfte tätigen, um Landgebiete zu schützen. «Wir sehen uns aktiv nach weiteren Transaktionen um», sagte der CS-Banker im Interview.
Mit UBS-Risikokultur vereinbar?
Ob die neue Besitzerin diese Expansion weiter mitträgt, ist allerdings ungewiss. Die UBS will einen Grossteil der CS-Investmentbank abbauen und die verbleibenden Mitarbeiter daraufhin überprüfen, ob sie mit ihrer strengeren Risikokultur vereinbar sind.
Angesichts der unsicheren Zukunft sind offenbar viele Banker der CS empfänglich für Avancen von anderen Banken, welche die sich jetzt bietende Gelegenheit nutzen, um sich erfahrene Mitarbeiter aus dem ESG-Geschäft zu sichern.
Daneben versuchen Konkurrenten, in das Geschäft mit Debt-for-Nature-Swaps einzusteigen. In den kommenden Monaten wird die Bank of America ein Swap-Geschäft über 500 Millionen Dollar für Gabun abschliessen, wie «Bloomberg» schreibt. Die Deutsche Bank habe ebenfalls Interesse an diesem Marktsegment bekundet. Die UBS wird sich bald entscheiden müssen.