Die Genfer Kantonalbank tut sich schwer mit der Nachfolge für Langzeit-CEO Blaise Goetschin. Was das für den versierten Bankmanager bedeutet.
Blaise Goetschin wird im September 65 Jahre alt. Das ist das Limit für einen CEO der Genfer Kantonalbank (BCGE) – eigentlich. Doch wie das Staatsinstitut an der Generalversammlung vom (gestrigen) Dienstag erklärte, hat es weiterhin keinen Nachfolger für Goetschin gefunden.
Der Suchprozess sei zwar eingeleitet worden, «aber es ist nicht einfach, und es gibt nicht viele Kandidaten», sagte dazu der Verwaltungsratspräsident Manuel Leuthold der Westschweizer Zeitung «Le Temps». Goetschin bleibt damit gar nichts anderes übrig, als bis auf Weiteres im Amt zu bleiben.
Nofallmässig berufen
Mit dem Rücktritt vom Martin Scholl bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) vom kommenden August wird der Genfer mit Abstand der dienstälteste Staatsbank-Chef sein; er hat das Amt seit dem Jahr 2000 inne, als er notfallmässig berufen wurde, um die BCGE aus den roten Zahlen zu führen.
Bei den grösseren Banken sitzt nur noch Guy de Picciotto von der Genfer Privatbank Union Bancaire Privée noch länger auf dem Chefsessel als Goetschin, wie eine Aufstellung von finews.ch zeigt. VZ-Chef Matthias Reinhart (seit 1993 im Amt) wechselt nächstes Jahr ins Präsidium der Zürcher Finanzberatungsgruppe.
Vielseitige Karriere
Der bald 65-jährige Goetschin hat eine ausserordentlich breite Finanzkarriere vorzuweisen. Als Auditor bei der Beratungsfirma PwC gestartet, wechselte er in den 1980er-Jahren zur Grossbank Credit Suisse, wo er 1993 das gesamte Schweizer Firmenkundengeschäft verantwortete. Im Jahr 1995 ging er zum Staat als Finanzdirektor des Kantons Waadt; von 1998 bis 2000 meldete er sich in der Privatwirtschaft zurück und führte die Banque Fiduciary Trust in Genf.
Goetschin sitzt in diversen Branchengremien, so im Verwaltungsrat der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) und beim Verband Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB). Ausserdem wirkt er auch als Stiftungsrats-Mitglied der Fondation Genève Place Financière.
«Wir gehören ins Guinness-Buch der Rekorde!»
Unter seiner Ägide hat sich das Staatsinstitut als kleine Schweizer Universalbank etabliert, die ausserdem mit einer Tochter in Frankreich aktiv ist. «In der Schweiz sind wir die kleinste Bank mit der höchsten Komplexität. Eigentlich gehören wir ins Guinness-Buch der Rekorde!», sagte Goetschin vor Jahren im Gespräch mit finews.ch.
Dessen ungeachtet hat die BCGE im vergangenen Jahr erneut sehr solide Zahlen vorgelegt: So stieg der Reingewinn zum Vorjahr um rund 19 Prozent auf 125,2 Millionen Franken und der Geschäftsertrag um 20 Prozent auf 439,2 Millionen Franken. Auch das ist ein Rekord für das Institut.