Die grösste Schweizer Hypothekarbank Raiffeisen möchte wichtige Vergaberegeln lockern. Das stösst bei der Finanzmarktaufsicht nun auf wenig Gegenliebe.
Raiffeisen sind althergebrachten Vergabe-Regeln für Hypothekarkredite zunehmen ein Dorn im Auge. Insbesondere gilt das für den kalkulatorischen Zinssatz von 5 Prozent, der in der Branche als wichtige Grösse bei der Berechnung der Tragbarkeit eines Kredits angewandt wird. Den Satz stuft die Nummer eins im Schweizer Hypo-Geschäft nun als «übervorsichtig» und «nicht mehr zeitgemäss» ein.
So erklärte Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff letzte Woche, die strikte Ansetzung des kalkulatorischen Zinssatzes auf 5 beruhe auf Durchschnittswerten längst vergangener Tage. Raiffeisen schwebt stattdessen ein Satz von 3 Prozent vor, plus eine auf 15 Jahre fixierte Hypothek inklusive Sparplan. Damit, wirbt die Genossenschaftsbank, könnten sich gerade junge Familien den Traum von Eigenheim erfüllen.
Höhere Hürden
Die Aufweichung der seit der Immobilienlkrise der 1990er-Jahre geltenden «goldenen Regel» im Schweizer Hypo-Geschäft bezeichnete finews.ch jüngst als gefährliche Zündeleien. Zu diesem Schluss kommt nun auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma). Diese steht der Lockerung der Tragbarkeitskriterien skeptisch gegenüber, wie Finma-Präsident Thomas Bauer gegenüber dem Blatt «Zentralschweiz am Sonntag» (Artikel bezahlpflichtig) ausführte.
Allfällige Lockerungen könnten dazu führen, dass Haushalte Hypothekar-Kredite abschlössen, die sie längerfristig nicht finanzieren könnten, mahnte Bauer weiter.
Da es sich beim kalkulatorischen Zinssatz über eine Übereinkunft innerhalb der Branche handelt, kann die Aufsichtsbehörde tatsächlich nur Mahnen. Trotzdem dürfte der Drohfinger der Finma in Bern auch am St. Galler Raiffeisen-Hauptsitz wahrgenommen werden. So haben die Schweizer Banken auf Druck der Aufsicht hin Mitte 2014 im Rahmen der Selbstregulierung die Hürden zur Gewährung von Hypotheken erhöht und damit den Eigenheimkauf erschwert.