Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Asien hob Swiss Re CEO Andreas Berger die wachsende Bedeutung von Daten im Rückversicherungsgeschäft hervor. Er wies darauf hin, wie unsicher die Modelle in der Risikobemessung seien und bezeichnete die derzeite KI-Euphorie als Hype.
Als Hauptredner an der 20. Singapore International Reinsurance Conference (SIRC) von dieser Woche in Singapur warnte Andreas Berger vor dem rasanten Tempo, mit dem sich Schutzlücken vergrösserten.
«Sei es aufgrund von Naturkatastrophen und Klimarisiken, Cyberbedrohungen oder zivilen Unruhen», erklärte Berger weiter, der seit vergangenem Juli den weltweit zweitgrössten Rückversicherer leitet und den Ausbau der Widerstandsfähigkeit des Unternehmens zu seinen obersten Prioritäten zählt.
Schäden im Zusammenhang mit Streiks, Aufständen und zivilen Unruhen sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten um 3'000 Prozent gestiegen, insbesondere in urbanen Gebieten, «was soziale Spannungen verschärft und das Risiko von Unruhen erhöht», erklärte er weiter.
Branche muss sich neuen Risiken anpassen
Andreas Berger im Interview mit Jane Cheng, NMG Consulting (Bild: finews.asia)
Der Vorsitzende des SIRC-Komitees, Marc Haushofer, betonte, dass die diesjährige Konferenz mehr als 3'300 Teilnehmer anzog, von denen fast 2'000 aus dem Ausland kamen.
«Unser Thema 'Revolutionize (Re)insurance!' passt perfekt, da wir einer durch Klimawandel und die sich verändernden globalen Wirtschaften transformierten Welt gegenüberstehen. Unsere Branche muss sich neuen Risiken anpassen und technologische Fortschritte nutzen», sagte er.
Swiss-Re-Chef Berger erklärte weiter, dass sich die Versicherungslücke nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in Industrieländern wie den USA stetig vergrössere. Er betonte die Notwendigkeit von Anreizen zur Förderung des Risikomanagements und appellierte an die Regierungen, Bauvorschriften zu verstärken. Partnerschaften zwischen privatem und öffentlichem Sektor seien entscheidend, um diesen Herausforderungen wirkungsvoll zu begegnen.
Datengetriebene Strategien
Andreas Berger während seiner Rede (Bild: finews)
Um dieses branchenweite Problem anzugehen, forderte Berger sowohl Rückversicherer als auch Erstversicherer auf, den Fokus verstärkt auf datengesteuerte Strategien zu legen.
«In der Vergangenheit herrschte viel Unsicherheit was die Schadensbemessung betrifft», bemerkte er. «Wir müssen mehr in die Optimierung unserer Modelle investieren. Wenn wir die Rückversicherung revolutionieren wollen, brauchen wir die richtigen Werkzeuge dafür.»
Derzeitiger KI-Hype
Berger wies zudem darauf hin, dass Daten nicht mehr zentralisiert seien und betonte die Notwendigkeit, «sich laufend dem neuen (digitalen) Umfeld anzupassen und Partnerschaften zu suchen». Er räumte ein, dass Künstliche Intelligenz (KI) derzeit ein Hype sei und viele Unternehmen erstaunt sein werden, wenn sie die damit verbundenen Kosten vollständig sähen.
«Bringen Sie Ihre Daten in Ordnung», riet Berger. «Dann wissen Sie, wo Sie KI anschiessend sinnvoll einsetzen können – und wirklich davon profitieren.»