Die Schweiz hat am 13. Februar 2022 die Chance, eine überholte Abgabe abzuschaffen und damit die Wirtschaft und den Finanzplatz zu stärken. Drei Beispiele, warum die Emissionsabgabe auf Eigenkapital abgeschafft werden soll, hat Nicholas John von der Schweizerischen Bankiervereinigung in einem Gastbeitrag zusammengestellt.
Von Nicholas John, Public Affairs Manager bei der Schweizerischen Bankiervereinigung
Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es auch der Schweiz gut. Dieser Zusammenhang ist in Wirtschaftskreisen unumstritten. Politisch muss sich diese Erkenntnis aber in linken Kreisen wohl erst noch durchsetzen. Die anstehende Abstimmung über die Änderung der Stempelabgaben am 13. Februar 2022 ist eine Investition, mit der die Schweiz das Potenzial ihres Wirtschaftsstandortes besser ausschöpfen wird. Drei Beispiele zeigen, warum die Emissionsabgabe auf Eigenkapital abgeschafft werden sollte.
Spardose mit Loch im Boden
Erinnern Sie sich noch, als Sie von Ihren Eltern das monatliche Taschengeld erhalten oder von Ihrem Grosi einen «Batzen» zum Geburtstag geschenkt bekommen haben? Anschliessend wurde das Geld oft in ein Sparschwein gelegt, um für die Zukunft vorzusorgen. Nun stellen Sie sich vor, dass Sie jedes Mal, wenn Sie einen Fünfliber in die Spardose legen wollten, einen Fünfräppler hätten abgegeben müssen. Doch genau so geht es vielen Unternehmerinnen und Unternehmern in der Schweiz.
Wenn diese ihr erspartes Geld in ihr eigenes Unternehmen investieren, damit dieses gedeihen kann, müssen sie nämlich direkt 1 Prozent an die Steuerverwaltung abliefern. Wohlgemerkt ohne, dass sie auch nur einen Franken verdient haben. Ihnen erscheint dies ebenso sinnlos wie mir, dem Parlament und dem Bundesrat? Dann müssen Sie nicht weiterlesen und können gleich die Abstimmungsunterlagen hervorholen und ein JA zur Änderung der Stempelabgaben einlegen. Sollte das nicht reichen, hier zwei weitere Argumente.
Wer sich in Schwierigkeiten befindet, soll nicht belastet werden
Vielleicht befinden Sie sich noch in der Ausbildung oder erinnern sich gerne daran zurück. Die Meisten von uns hätten sich in dieser Zeit wohl etwas mehr Liquidität gewünscht. Dass die finanziellen Mittel während der Ausbildung oft etwas knapp sind, nehmen wir in Kauf. Denn mit einer Ausbildung stärken wir unser persönliches Kapital, von dem wir im Berufsleben profitieren werden. Gleichzeitig müssen wir in dieser Zeit nur wenige bis gar keine Abgaben an den Staat entrichten und die Steuererklärung füllt man fast nur «pro-forma» aus.
Diese Entlastung während der Ausbildungszeit ist ein Zugeständnis des Staates – im Wissen, dass er das Geld mit grosser Wahrscheinlichkeit über Steuern und Abgaben «zurückbekommt». Die Emissionsabgabe stellt dieses Prinzip auf den Kopf: Unternehmerinnen und Unternehmer werden gerade dann vom Staat zur Kasse gebeten, wenn sie Eigenkapital aufnehmen wollen, um das Unternehmen für die Zukunft zu stärken. Das ist schlicht unsinnig. Die Emissionsabgabe sollte jetzt abgeschafft werden, um Unternehmen im Krisenfall zu stabilisieren und Arbeitsplätze zu sichern, anstatt diese stärker zu belasten.
Mit der Abschaffung investiert der Staat in die Zukunft der Unternehmen, genau gleich wie in unsere Ausbildung. Die Investition zahlt sich auch für den Staat aus, denn florierende Unternehmen zahlen mehr Gewinnsteuern.
Berge oder Meer?
Sind Sie dabei, Ihren Urlaub zu planen? Auf was achten Sie, wenn Sie sich für eine Destination entscheiden? Die Aussicht, das Kulturangebot, das Kulinarische, die Reisedauer oder das Preis-Leistungsverhältnis? Am Ende wird es wohl eine Kombination dieser Faktoren sein. Genau gleich, wie wir unsere Feriendestination auswählen, entscheiden sich auch Unternehmen, wo sie sich ansiedeln und investieren wollen – sie ziehen eine Kombination von Kriterien heran, die die besten Rahmenbedingungen ergeben.
Für die Schweiz sind diese Überlegungen nicht nur wegen des globalen Standortwettbewerbs von Bedeutung, sondern auch angesichts der geplanten OECD-Mindeststeuerreform. Mit der Abschaffung der Emissionsabgabe können wichtige Weichen für einen auch in Zukunft attraktiven Standort gestellt werden.
Von hoher Standortattraktivität, der Bereitschaft, Investitionen zu fördern und auch in Krisenzeiten Kapital aufzunehmen, profitieren auch die Banken in der Schweiz – als Spiegel der Realwirtschaft. Mit einem JA am 13. Februar 2022 tätigen Sie eine Investition in die Zukunft unseres Landes.