Das Rennen um den CEO-Posten bei der US-Investmentbank Morgan Stanley ist in vollem Gange. Es wird auch in der Schweiz aufmerksam verfolgt, vor allem bei der UBS.
Spätestens in zwölf Monaten wolle er abtreten, hatte James Gorman im Mai angekündigt. Damit war das Rennen um den CEO-Posten bei der US-Investmentbank Morgan Stanley eröffnet. An der Wall Street wird nun schon den ganzen Sommer darüber spekuliert, wer Nachfolger des 65-Jährigen werden könnte.
Gorman, der auch Chairman von Morgan Stanley ist, hatte versprochen, in weniger als einem Jahr einen Nachfolger zu präsentieren. Dabei verriet er auch, dass es im Unternehmen drei Spitzenmanager gebe, die ihn ersetzen könnten. Aufhorchen lässt aber vor allem eine andere Aussage. Gorman will eine möglichst reibungslose Stabübergabe – und setzt sich damit über tief verwurzelte Normen im Haifischbecken Wall Street hinweg.
Übliche Kaskade verhindern
Im wichtigsten Finanzzentrum der Welt ist der Weg an die Spitze gespickt mit gescheiterten CEO-Kandidaten, die zu Umwälzungen in den obersten Führungsetagen geführt haben. Nach dem Willen Gormans sollen im Nachfolgewettlauf aber auch unterlegene Manager bei Morgan Stanley bleiben, die übliche Kaskade von Umbesetzungen und Abgängen soll vermieden werden.
In einer Branche, in der zerbrechliche Egos und roher Ehrgeiz zu chaotischen Übergaben führen, die mitunter selbst die erfolgreichsten Unternehmen aus der Bahn werfen, ist das eine gewagte Wette, wie «Bloomberg» berichtet (kostenpflichtiger Artikel). Das ist auch ungewöhnlich für Morgan Stanley. Kurz vor Gormans Wechsel 2006 hatte es bei der Bank heftige Machtkämpfe gegeben.
Nicht wenige Beobachter bezweifeln daher, dass es dem Finanzhaus gelingen wird, seine Führungsriege zusammenzuhalten, zumal es auch bei den Erzrivalen an der Wall Street genügend warnende Beispiele gibt.
Um Börsenwert beneidet
Gorman wiederum will vor allem den Marktwert des Unternehmens an der Börse erhalten, um den Morgan Stanley von vielen Finanzhäusern beneidet wird. Eine ähnlich hohe Börsenbewertung strebt auch die Grossbank UBS an. Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher hadert angesichts des Aktienkurses des Schweizer Instituts schon seit geraumer Zeit.
Mit Blick auf die US-Konkurrenz kritisiert er regelmässig, dass die UBS eine höhere Bewertung verdiene, wenn man mit der gleichen Elle gemessen würde wie Morgan Stanley.
Langjährige Weggefährten
Kelleher selbst hat 30 Jahre für das US-Investmenthaus gearbeitet. Als Gorman, der ehemalige Chef der Vermögensverwaltung, 2010 den CEO-Posten bei Morgan Stanley übernahm, blieb Kelleher. Zuletzt war er von 2016 bis 2019 Präsident von Morgan Stanley. Als Nummer zwei leitete er das Tagesgeschäft und setzte Gormans Strategie um. Kellehers Abgang bei dem Wall-Street-Riesen im Jahr 2019 löste das aktuelle Rennen aus.
Noch heute findet der amtierende UBS-Chairman nur lobende Worte für seinen ehemaligen Weggefährten. «James hat das Super-Ego bei Morgan Stanley aus der Gleichung genommen. Das hat zuvor noch niemand bei Morgan Stanley geschafft».