Wenn im Spätsommer die Weichen für die Integration der Schweizer Einheit der Credit Suisse in die UBS gestellt werden, müssen sich auch die Pensionskassen der zwei Banken neu sortieren. Dabei ist gegen Übergriffe vorgesorgt.
Nach einem rabenschwarzen Jahr 2022 haben sich die Schweizer Pensionskassen in der ersten Jahreshälfte 2023 wieder etwas erholt.
So lag die durchschnittliche Performance nach Abzug von Gebühren von etwa 90 Schweizer Pensionskassen, deren Entwicklung die UBS verfolgt, seit Jahresbeginn bei 3,51 Prozent. Damit haben diese Pensionskassen bereits die annualisierte Jahresrendite übertroffen, die gemäss den Berechnungen der UBS seit 2006 bei 2,97 Prozent liegt.
Aktien als Renditetreiber
Dieses Polster könnte im Verlauf des Jahres allerdings schwinden, gingen doch die Kursgewinne vor allem auf das Konto der Aktienanlagen, deren Kurse gemäss der UBS eine weiche Landung für die Wirtschaft eingepreist haben.
Ein übermässig starker Arbeitsmarkt oder Konsum der privaten Haushalte könnte allerdings die Notenbanken dazu veranlassen, die geldpolitischen Bedingungen weiter zu straffen. Deshalb weisen vor allem defensive und qualitativ hochwertige Anleihen nach Ansicht der UBS-Experten in dieser Phase des Konjunktur-Zyklus ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis auf als Aktien.
Über dem BVG-Mindestzins
Eine ähnliche Performance misst der Schweizer Pensionskassenindex der Credit Suisse (CS), wie die Bank gleichentags mitteilt. Die von der Grossbank betreuten Vorsorgewerke haben bis Ende Juni im Schnitt eine Anlagerendite von 3,86 Prozent erwirtschaftet.
Dieser Wert liegt im Juni 0,63 Prozent über der gesetzlichen BVG-Vorgabe, die seit dem Januar 2017 eine jährliche Mindestausschüttung von 1 Prozent vorschreibt.
Komplizierte Verschmelzung
Die beiden Grossbanken spielen aber nicht nur eine gewichtige Rolle als Anbieter von Leistungen in der Beruflichen Vorsorge. Seit dem angekündigten Zusammenschluss wird je nach Integrationsmodell auch eine Fusion der beiden Pensionskassen notwendig. Damit könnte die grösste Pensionskasse der Schweiz entstehen.
Eine solche Verschmelzung wäre insofern kompliziert, als die Vorsorgeleistungen der beiden Kassen sehr unterschiedlich ausgestaltet sind.
Massanzug für Bel-Etage
Ein Unterschied besteht darin, dass die UBS einen einheitlichen Vorsorgeplan für alle Versicherten anwendet, wogegen die CS für Angestellte mit einem Verdienst von über 132'200 Franken die Möglichkeit von massgeschneiderten 1e-Vorsorgeplänen für die sogenannte Bel-Etage ausschöpft.
In einer fusionierten Pensionskasse müssten sich die Vertreter der Vorsorgeeinrichtungen von UBS und Credit Suisse einigen, ob 1e-Pläne angeboten werden, zitiert die «Neue Zürcher Zeitung» (Artikel kostenpflichtig) am Dienstag einen Vorsorgeexperten. Die bisherigen unterschiedlichen Vorsorgepläne weiterlaufen zu lassen, wäre auf Dauer wohl zu umständlich.
Zwei vermögende Kassen
Ein weiteres heisses Eisen bei einer Fusion ist, dass die Pensionskassen ihren bisherigen Versicherten verpflichtet bleiben. So muss etwa die vermögendere Kasse eine Verwässerung durch einen Zusammenschluss mit einer Kasse mit einem schlechteren Deckungsgrad verhindern.
Dabei haben die beiden Vorsorgeeinrichtungen allerdings keine schlechten Karten. Die CS wies Ende 2022 einen komfortablen technischen Deckungsgrad von 128,7 Prozent aus, während die UBS einen etwas tieferen Deckungsgrad von 119 Prozent erreichte. Der Deckungsgrad stellt die Vermögen der Pensionskassen ihren Verpflichtungen gegenüber.
Klarheit im Spätsommer
Allerdings rechnet die UBS mit einem tieferen technischen Zins von lediglich 0,5 Prozent als die CS. Mit dieser Stellschraube werden die künftigen Leistungen an die Versicherten in einer Pensionskasse auf die Gegenwart abgezinst. Ein höherer Satz reduziert dabei den Wert in der Gegenwart, macht also die Verpflichtungen quasi günstiger.
Ob mit der kombinierten Megabank UBS auch ein neuer Koloss in der Schweizer Pensionskassenwelt entsteht, ist bis im Spätsommer vermutlich noch offen. Wenn aber die Schweizer Einheit der CS in die UBS aufgesogen und verdaut wird, worauf derzeit vieles hindeutet, wird auch eine Fusion der beiden Vorsorgewerke unweigerlich auf den Tisch kommen.