Es ist allerhöchste Zeit für die Kapitalspritze für die Credit Suisse, die an der heutigen ausserordentlichen Generalversammlung beschlossen werden soll. Die Grossbank hat mit Geldabflüssen zu kämpfen und gewisse Liquiditätsvorgaben geritzt.
Bei der Credit Suisse (CS) hat sich die Situation seit der Bekanntgabe der neuen Unternehmensstrategie im vergangenen Oktober nochmals zugespitzt. In einem Ausblick auf das vierte Quartal berichtete die Grossbank am Mittwoch von Vermögensabflüssen und warnte vor einem Verlust im Kerngeschäft mit dem Wealth Management sowie einem «erheblichen» Vorsteuerverlust für die Gruppe von bis zu 1,5 Milliarden Franken.
Ebenfalls erklärte das Institut, es habe Liquiditätspuffer einsetzen müssen; in gewissen Rechtseinheiten sei die Liquidität zeitweilig unter die regulatorischen Vorgaben gefallen. Auf Gruppenebene sei dies jedoch nie geschehen, und die Richtwerte hätte gewahrt werden können.
Schweizer Geschäft am stabilsten
Am heutigen Mittwoch führt die CS eine ausserordentliche Generalversammlung durch, um das Plazet der Aktionäre für eine Kapitalerhöhung zu holen. Derweil schiessen Grossinvestoren Kapital in die Bank ein, prominent darunter die Saudi National Bank, die 1,5 Milliarden Franken zur Verfügung stellen will und dann bis zu 9,9 Prozent an der Bank halten könnte. Insgesamt hofft die CS, mit der Aktion rund 4 Milliarden Franken an neuem Kapital zu gewinnen.
Wie die CS zu den Abflüssen ausführte, beliefen sich diese per 11. November auf Gruppenebene auf netto etwa 6 Prozent des verwalteten Vermögens am Ende des dritten Quartals 2022.
Im Wealth Management seien die Abflüsse gegenüber den hohen Werten der ersten beiden Oktoberwochen 2022 deutlich zurückgegangen, heisst es weiter. Sie hätten sich aber noch nicht umgekehrt und betrugen per Ende des dritten Quartals 2022 rund 10 Prozent der verwalteten Vermögen. In der Division Schweizer Bank haben sich jene Kundenguthaben stabilisiert und betrugen am Ende des dritten Quartals 2022 rund 1 Prozent der verwalteten Vermögen.
Widriges Umfeld
Weiter wies die zweitgrösste Bank der Schweiz auf das unverändert widrige Umfeld für ihr Geschäft hin. Insbesondere die Sparte Investment Bank wurde durch die erhebliche branchenweite Verlangsamung der Kapitalmärkte und die geringere Aktivität im Handel beeinträchtigt, was die normalen saisonalen Rückgänge und die relative Underperformance der Gruppe verschärft hat. Zudem ist die Kundenaktivität in den Bereichen Wealth Management und Swiss Bank nach wie vor gedämpft, und die Bank geht davon aus, dass diese Marktbedingungen auch in den kommenden Monaten anhalten.
Die geschmälerten Einlagen und verwalteten Vermögen werden voraussichtlich zu einem geringeren Nettozinsertrag und einem geringeren wiederkehrenden Kommissions- und Gebührenaufkommen führen; dies dürfte im vierten Quartal 2022 zu einem Verlust im Wealth Management führen.
Restrukturierung kostet
Zusammen mit den negativen Auswirkungen auf die Erträge aus dem bereits angekündigten Ausstieg aus den Nicht-Kerngeschäften erwartet die CS, wie bereits vergangenen Oktober angekündigt, für die Investment Bank und die Gruppe im vierten Quartal 2022 einen erheblichen Verlust vor Steuern von bis zu 1,5 Milliarden Franken.
Darin enthalten sind auch Belastungen, die sich aus den ergriffenen Massnahmen zur Stabilisierung der Bank ergeben. Im Zusammenhang mit dem Verkauf der Beteiligung an der Fondsdienstleisterin Allfunds erwartet die CS einen Verlust von 75 Millionen Franken. Weitere 250 Millionen Franken fallen im vierten Quartal durch Abschreiber auf der IT und Immobilien sowie durch die Kosten der Restrukturierung an.
Jobabbau eingeleitet
Das Management um Chef Ulrich Körner hält mit Sparmassnahmen dagegen. Die Bank mache Fortschritte bei der Senkung der Kostenbasis um 2,5 Milliarden Franken bis 2025, hiess es. Dies unter anderem durch eine angestrebte Senkung von 1,2 Milliarden Franken bis 2023. Massnahmen zur Verringerung des Personalbestands um 5 Prozent seien bereits eingeleitet worden, und die Senkung anderer, nicht vergütungsbezogener Kosten sei im Gange. Die Bank plant, innert vier Jahren 9’000 Stellen zu streichen.
Die CS mahnte, dass das effektive Ergebnis im letzten Jahresviertel auch von der Performance im Investmentbanking, dem Vorankommen beim Ausstieg aus nicht-strategischen Geschäften, von Goodwill-Abschreibern und Immobilienverkäufen abhängen werde.
Hartes Eigenkapital verteidigen
Hingegen hielt die Grossbank fest, dass die Quorte des harten Eigenkapitals (CET1) während des gesamten Transformations-Zeitraums ab 2023 mindestens 13 Prozent betragen wird und Ende 2025 auf mehr als 13,5 Prozent ansteigen soll. Im vergangenen dritten Quartal ist dieser Wert auf nur noch 12,6 Prozent gefallen, soll aber nach der heutigen Kapitalerhöhung auf 14 Prozent steigen. 10 Prozent markieren das regulatorische Minimum.