Erneuerbare Energien haben in den vergangenen Jahren ein grosses Wachstum wie auch spürbare Kursrückgänge verzeichnet. Jüngste Rückschläge bieten möglicherweise interessante Chancen für Anleger, die auf das strukturelle Wachstum der Branche setzen wollen.
Von Stian Ueland, CFA bei DNB Asset Management
Trotz der Herausforderungen bleibt die langfristige Wachstumsstory der erneuerbaren Energien ungebrochen. Die Branche steht erst am Anfang eines jahrzehntelangen Transformationsprozesses.
Besonders interessant sind Unternehmen, die auf Ressourceneffizienz setzen, also Technologien entwickeln, die den Energieverbrauch und Emissionen reduzieren.
Drei zentrale Themen für Investitionen
1. Erneuerbare Energien: Wind-, Solar- und Biokraftstoffe bilden das Rückgrat dieses Sektors. Obwohl der Wettbewerb vor allem durch chinesische Anbieter stark ist, gibt es in Europa nach wie vor großes Potenzial. Besonders in den Bereichen Batterietechnologien und Elektrofahrzeuge ist es entscheidend, dass die europäische Industrie konkurrenzfähig bleibt.
Ein bemerkenswertes Beispiel für eine erfolgreiche Wachstumsstrategie ist Ørsted. Das dänische Unternehmen hat in der jüngsten britischen CfD-Auktion (Contract for Difference) hohe Zuschläge für die Offshore-Windprojekte Hornsea 3 und Hornsea 4 erhalten. Mit diesen Projekten ist Ørsted gut aufgestellt, sein Ziel von 22 Gigawatt Brutto-Offshore-Windkapazität bis 2030 zu erreichen.
2. Elektrifizierung: Der Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft hängt stark von der Weiterentwicklung der Elektrifizierung ab. Dazu zählen Batterietechnologien, Elektrofahrzeuge und die notwendige Infrastruktur, insbesondere das Stromnetz.
3. Ressourceneffizienz: Unternehmen, die Technologien zur Verbesserung der Energieeffizienz anbieten, sind oft weniger volatil und generieren stabile Erträge. Beispiele sind Hersteller von Leichtbaumaterialien oder Technologien zur Reduktion des Energieverbrauchs in Gebäuden.
Ein interessantes Unternehmen in diesem Bereich ist Industrie De Nora, das sich auf Elektrochemie spezialisiert hat und zudem eine 34-prozentige Beteiligung an tk nucera, dem weltweit führenden Unternehmen für Elektrolyseure, hält. Industrie De Nora ist ein wichtiger Akteur im Wasserstoffmarkt, der langfristig eine Schlüsselrolle im Energiemix spielen wird.
Unternehmensauswahl: Qualität statt Quantität
Entscheidend ist die Auswahl der richtigen Unternehmen. Besonders aussichtsreich sind Firmen, die unabhängig von staatlichen Subventionen wirtschaftlich erfolgreich agieren können. Der Fokus sollte daher auf Unternehmen liegen, die Wettbewerbsvorteile haben und in der Lage sind, überdurchschnittliche Gewinne zu erwirtschaften.
Natürlich sind Investitionen in grüne Technologien nicht risikofrei. Zur Risikominimierung ist eine gezielte Diversifizierung entscheidend. Ein breites Portfolio aus 40 bis 60 Titeln, das nicht zu stark von denselben Marktentwicklungen beeinflusst wird, kann die Volatilität reduzieren.
Fazit: Langer Atem zahlt sich aus
Für Investoren, die bereit sind, mit den Marktzyklen zu arbeiten und gezielt in Unternehmen mit klaren Wettbewerbsvorteilen zu investieren, bieten sich Chancen auf beträchtliche Renditen. Der Transformationsprozess in der Energiebranche ist ein Marathon, kein Sprint.