Bei der operativ im Schlamassel steckenden Post-Tochter kommt es zu einem Wechsel an der Spitze. Für den scheidenden Präsidenten Rolf Watter folgt bei Postfinance ein ehemaliger Grossbanker.
Marcel Bührer soll neuer Präsident von Postfinance werden: Der Verwaltungsrat der Post-Tochter schlägt den 60-jährigen Ex-Banker an der Generalversammlung vom 26. April zur Wahl vor, wie einer Mitteilung vom Mittwoch zu entnehmen war.
Er tritt damit die Nachfolge von Rolf Watter an, der per Ende Juni von seinem Amt zurücktreten wird. Die Übergabe erfolgt auch mit Blick auf Strategieperiode 2021 von 2024, die bei der Postbank wohl entscheidende Veränderungen mit sich bringen wird.
Bei der CS und Swisscard
Der Mitteilung zufolge ist Bührer dank seiner langjährigen Erfahrung und Kenntnissen im Retailbanking, im Zahlungsverkehr sowie in digitalen Themen der «ideale Kandidat» dazu. Nach einem Karrierestart in der Beratung wechselte der designierte Postfinance-Präsident 1999 zur Grossbank Credit Suisse (CS), wo er nacheinander die Leitung des Bereichs Banking Operations & Logistics sowie Payments & Operational Front Support innehatte.
Von 2005 bis 2018 amtete Bührer dann als CEO der CS-Kreditkarten-Tochter Swisscard AECS, bevor er dort von der CS-Produktechefin Florence Schnydrig Moser abgelöst wurde. Nach einer beruflichen Auszeit trat er im Jahr 2020 als Chief Technology Officer beim Insurtech Companjon an, das unter anderem mit dem genossenschaftlichen Versicherer Mobiliar zusammenarbeitet.
Bundesrat schreitet zur Rettung
Der Fintech-Banker übernimmt eine Staatsbank, die operativ im Schlamassel steckt und weiter um festen Tritt ringt. Sein Vorgänger Watter, einst geschäftsführender Partner der Wirtschaftskanzlei Bär & Karrer und heute Multiverwaltungsrat, präsidiert das Institut seit 2012.
In dieser Zeit erlangte das Institut seine Banklizenz, mutierte aufgrund des Tiefzinsumfelds und des eingeschränkten Geschäftsfelds aber vom Goldesel zum Sorgenkind des Mutterhauses Schweizer Post. Mittlerweile plant der Bundesrat für Postfinance den Befreiuungsschlag: Die Bank soll zu Teilen privatisiert werden und neu auch Kredite vergeben dürfen.
Weitere Führungswechsel programmiert?
Zuletzt prägte Watter bei der Postbank noch einen gross angelegten Strategiewechsel unter dem Codewort «Speedup» mit. Letzten Sommer entschied er sich dann, die Übergabe des Präsidiums anzugehen.
Mit seinem Abgang stellen sich unweigerlich Fragen zum übrigen Führungsteam der Bank – CEO Hansruedi Köng übernahm vor neun Jahren, zeitgleich mit der Berufung Watters ins Präsidium, die im Rückblick recht glücklose operative Leitung der Postbank.