Blythe Masters stösst in einer turbulenten Phase als Verwaltungsrätin zur Credit Suisse. Die Wall-Street-Bankerin prognostiziert, dass die nächsten fünf Jahre im globalen Banking punkto Wettbewerbshärte alles andere in den Schatten stellen.
Blythe Masters gilt aufgrund ihrer langjährigen, sehr erfolgreichen Karriere an der Wall Street und wegen ihrer Technologie-Expertise als eine der herausragenden Expertinnen im Bereich der finanztechnologischen Entwicklungen. Auch darum ist sie zur Wahl in den Verwaltungsrat der Credit Suisse (CS) vorgeschlagen.
Die CS setzt bereits vor der offiziellen Wahl auf die Expertise der 52-jährigen Britin. Masters trat an der Asia Investment Conference der CS in Hongkong auf – und redete Klartext.
Konsolidierungswelle als Härteprobe
«Sie werden in den nächsten fünf Jahren wahrscheinlich einen härteren, rücksichtsloseren Wettbewerb sehen, als in jedem anderen Fünf-Jahres-Segment der Geschichte zuvor», sagte Masters, die CEO von Motive Partners ist und Spacs an die Börse bringt.
Dabei meint sie den Banken- und den Fintech-Sektor und geht von einer Konsolidierungswelle aus. Mehrere Faktoren ergeben eine Ausgangslage, welche die nächste Fünf-Jahres-Periode eine Härteprobe werden lassen.
Anhaltende Abneigung gegenüber Veränderungen
Da sei einerseits die steil in die Höhe geschnellte Nachfrage in den Finanzunternehmen nach digitaler Interaktion und nach effizienteren Prozessen und Abwicklungen. Andererseits bemerke sie innerhalb der Finanzunternehmen eine anhaltende Abneigung gegenüber Veränderungen und technologischen Anpassungen. Masters geht davon aus, dass diese teilweise bestehen bleiben und nicht nur psychologischer Natur sind.
Mit anderen Worten: punkto Technologieeinsatz wird sich im globalen Banking zunehmend die Spreu vom Weizen trennen. «Die Zeiten im Luxus, als man noch an eine statische Kundenbasis glauben konnte, die Ineffizienzen und mangelnde Kundenansprache tolerieren, sind längst vorbei», machte Masters klar.
Es gebe Teilnehmer im globalen Finanzökoystem, die von diesen Veränderungen bedroht seien. Diese seien gezwungen, sich weiter zu entwicklen.
Fintechs verlieren ihre regulatorischen Vorteile
Die Banken sind dabei nicht nur durch die Hochgeschwindigkeit der Entwicklungen im Technologiebereich herausgefordert. Auch der Wettbewerb durch Fintechs wird härter, sagt die Britin, die mit Digital Asset Holding einst ein Blockchain-Startup leitete. Der Grund: Die regulatorischen Vorteile, welche Fintechs in zahlreichen Jurisdiktionen genossen haben, laufen langsam aber sicher aus.
Gleichzeitig geht Masters davon aus, dass die Regulierungsbehörden ihren Einflussbereich weiter ausdehnen. «Die Aufsichtsbehörden sind sehr motiviert, ihre Mandate zu erweitern», sagte Masters. Man werde solche Bemühungen in einer Reihe von Jurisdiktionen sehen, sagte sie, und hob China als Beispiel hervor.
Banken, die rationalen Tiere
Dennoch glaubt Masters, dass Banken in den kommenden Jahren in der Finanzbranche relevant bleiben werden. Natürlich werde es einige Institute geben, welche die notwendigen Investitionen nicht tätigen würden, um sich an zukünftige Anforderungen anzupassen. Doch seien Banken «nichts anderes als rationale Tiere». Viele Institute hätten bereits ihre eigenen internen Fähigkeiten entwickelt und sich in die Netzwerke von Ökosystemen mit externen Anbietern eingegliedert.
«Banken sind keineswegs Neophyten in der Welt der Finanztechnologie», sagte Masters und fügte hinzu. Ausserdem besässen sie eine Reihe von Vorteilen gegenüber den Fintechs, darunter starke Bilanzen und das Vertrauen der Kunden.