Bei der vom verstorbenen Ex-UBS-Manager Jürg Zeltner aufgebauten Luxemburger Privatbanken-Gruppe sind die Dinge im Fluss. Gewissheit gibt es aber nun aber zum Schweizer Geschäft – und zum personellen Ausbau.
Als mittelgrosse europäische Privatbanken-Gruppe kann sich die Quintet Private Bank den Branchentrends nicht entziehen: Hohe Ausgaben und eine unberechenbare Ertragslage führten bei der Luxemburger Anbieterin letztes Jahr zu einem krachenden Verlust von 43,7 Millionen Euro; wie Chef Jakob Stott gegenüber der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) ausführte, kam die Performance wegen der Coronakrise nun zusätzlich unter die Räder.
Obendrein setzte es vergangenen Frühling eine Herabstufung der Bonität seitens der mächtigen amerikanischen Rating-Agentur Fitch (aufs Rating BBB).
100 neue Kundenberater im Jahr 2020
Doch für Quintet gelten eigene Regeln, gehört die Gruppe doch den superreichen Herrschern im Emirat Katar, den al-Thanis. Die Familie hatte 2012 das noch unter dem Namen KBL firmierende Banken-Konglomerat für mehr als 1 Milliarde Euro übernommen und stellte zuletzt weitere 110 Millionen Euro für die Expansion des Geschäfts bereit.
Entsprechend braucht Stott den Fuss nicht vom Gas zu nehmen. Seit Jahresbeginn wurden rund 50 neue Kundenberater eingestellt, nochmals so viele sollen dem CEO zufolge bis Ende 2020 folgen. Dannzumal zählte Quintet rund 400 Private Banker an der Front; insgesamt beschäftigt die Gruppe an die 2’000 Mitarbeitende.
«Niemand macht gerne Verlust»
Zumindest beim Wachstum kann die Luxemburger Bankengruppe dieses Jahr Erfolge vorweisen. Sie sammelte ihrem dänischen CEO zufolge rund 1 Milliarde Euro an Kundengeldern ein. Ebenso vergab das Institut 600 Millionen Euro an Lombardkrediten an reiche Privatkunden, erklärte Stott. Wie der vergangenen März verstorbene ehemalige Quintet-Chef Jürg Zeltner ist er ein ein ehemaliger Kader der Schweizer Grossbank UBS.
«Niemand macht gerne Verlust», kommentierte Stott. «Doch wir folgen einem Fünfjahres-Plan, der die Gruppe in ein hochprofitables Unternehmen verwandeln wird.»
Einen starken personellen Ausbau gab es bei Quintet nicht zuletzt in der Schweiz, wo die Luxemburger die Zürcher Bank am Bellevue im vergangenen Mai vollständig integrierten. Als Länderchef amtet hier Emmanuel Fievet, der den Posten von der bekannten Grossbankerin Dagmar Kamber-Borens übernahm.
Nahost im Blick
Um die Effizienz der verlustmachenden Gruppe zu erhöhen, kündigte Quintet an, die Niederlassungen in Luxemburg, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Spanien unter dem Dach der Europabank Quintet Europe zusammenzufassen. Ausgenommen davon ist das global ausgerichtete Schweiz-Geschäft und die britische Tochter Brown Shipley, letzteres mit Blick auf den Austritt Grossbritanniens aus der EU.
Dank der Millionen aus Nahost darf Stott zudem über Europa hinausschauen. Quintet plant, in die Wachstumsmärkte in Asien, Lateinamerika und Nahost zu expandieren. In letzterer Region verfügen die Luxemburger, trotz ihre katarischen Eigner, noch kaum über nennenswerte Kundschaft.