Der dieses Jahr arg unter die Räder geratene Asset Manager GAM tätigt die nächste Übernahme. CEO Alex Friedman bleibt unbeirrt in seiner Strategie. Eine Einschätzung.
Der Schweizer Asset Manager GAM ist im laufenden Jahr in eine schwierige Lage geraten: Kunden ziehen Vermögen ab, seit einige Fonds schlecht abgeschnitten haben. Dabei versteht sich GAM als Vermögensverwalter, der auch in schwierigen Märkten Geld für seine Kunden verdienen kann.
Das aktuelle Halbjahr hat allerdings gezeigt, dass GAM weit von diesem Ziel entfernt ist. Die Fonds «performten» nicht. Das Marktumfeld hat die Schwächen des Asset Managers schonungslos offengelegt.
Zweite Übernahme im laufenden Jahr
Eine breitere Diversifikation der auf Alternative Anlagen ausgerichteten Strategie war von Beginn weg das Ziel, als CEO Alex Friedman das Ruder bei GAM vor knapp zwei Jahren übernahm.
Daran hält der Amerikaner auch jetzt noch fest: Mit Cantab tätigte GAM am Mittwoch nach Taube Hodson bereits die zweite Übernahme in diesme Jahr; zudem kaufte das Unternehmen 2015 auch noch den Immobilien-Spezialisten Renshaw Bay.
Noch nicht der Durchbruch
Während Taube Hodson auf Aktienstrategien fokussiert ist, betreibt Cantab systematisches oder quantitatives Anlegen; dabei bestimmen massgeblich Computerprogramme die Strategie. GAM nutzt die jüngste Akquisition ausserdem, um eine Anlageplattform für Produkte zu lancieren, die diesem Ansatz folgt.
CEO Friedman sieht nach dem heftigen Rückschlag in diesem Jahr demnach keinen Anlass, von seiner Strategie abzurücken. Das ist sicherlich richtig – trotzdem lässt sich die Cantab-Übernahme nicht als Durchbruch bezeichnen.
Wie die vorangegangenen Akquisitionen ist auch Cantab mit rund 4 Milliarden Dollar verwalteten Vermögen eher klein. Taube Hodson betreut rund 2,5 Milliarden Franken, Renshaw Bay 1,2 Milliarden Dollar.
Teuer eingekaufte Renditen
Der für Cantab bezahlte Preis ist eher hoch: 217 Millionen Dollar plus gestaffelte 75 Millionen Dollar sind viel. Rechtfertigen lässt sich dieser Preis am ehesten mit der ausgetüftelten Infrastruktur und der hochqualifizierten Mannschaft, die in Cambridge dafür arbeitet. Die Cantab-Plattform soll für künftiges Wachstum in der GAM-Produktewelt sorgen.
Der Leistungsausweis mit über 7 Prozent jährlicher Rendite (nach Kosten) lässt sich zwar immerhin sehen. Zudem wird sich die Übernahme auch unmittelbar auf den GAM-Gewinn auswirken.
Damit liegt der Schluss nahe: Die Cantab-Crew hat ihre «Haut» teuer verkauft: 40 Prozent der performanceabhängigen Gebühren gehen an die Cantab-Mannschaft, die weiterhin mitwirken wird.
Strategie der kleinen Schritte
Das Beispiel zeigt weiter, dass GAM weitreichende Zugeständnisse gemacht hat, um gute Fondsmanager an sich zu binden. Friedman verfolgt mit seinen Akquisitionen offenbar eine Strategie der kleinen Schritte. Dies mag richtig erscheinen, bergen grosse Akquisitionen immer das Risiko der erforderlichen Integration.
Dieses Risiko umgeht Friedman, indem er seine Fondsmanager unabhängig voneinander operieren lässt. Rein kostenmässig ist dieser Weg ein eher teurer Ansatz, doch unter Asset-Management-Boutiquen üblich.
Weitere Geldabflüsse sind Gift
Mit Cantab muss GAM den Kunden und den Investoren den Beweis erbringen, dass die vergleichsweise teuren Anlagestrategien ihr Versprechen halten – dies auch in turbulenten Marktlagen. Denn weitere Geldabflüsse kann sich GAM nicht mehr leisten.
Friedman will seine bisherige Akquisitionsstrategie bis auf Weiteres aussetzen. Die Cash-Reserven beliefen sich Ende Mai noch auf 458 Millionen Franken. Nach der Cantab-Übernahme hat der GAM_CEO vorsorglich das Aktienrückkaufs-Programm gestoppt. Priorität hat jetzt die Umsetzung der Wachstumspläne mit Cantab..